Zürich Paradeplatz: Männer in Röcken setzen Zeichen gegen «veraltetes» Männerbild

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«Rethink Masculinity Day»Männer in Röcken setzen Zeichen gegen «veraltetes» Männerbild 

Rund 50 Männer und männlich gelesene Personen in Röcken wollten am frühen Mittwochmorgen auf die Vielfältigkeit von Männlichkeit aufmerksam machen. Dafür trugen sie alle Röcke.

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Zum internationalen «Rethink Masculinity Day» versammelten sich am Mittwochmorgen Männer und männlich gelesene Personen auf dem Paradeplatz.

Zum internationalen «Rethink Masculinity Day» versammelten sich am Mittwochmorgen Männer und männlich gelesene Personen auf dem Paradeplatz.

20Min/Anna Bila
Der Verein «Die Feministen» will mit der Aktion ein klares Zeichen gegen ein «veraltetes» Männerbild setzen.

Der Verein «Die Feministen» will mit der Aktion ein klares Zeichen gegen ein «veraltetes» Männerbild setzen.

20Min/Anna Bila
Für Ramon (links) und Patrick (rechts) ist es das erste Mal, dass sie im Alltag einen Rock tragen und so zur Arbeit gehen.

Für Ramon (links) und Patrick (rechts) ist es das erste Mal, dass sie im Alltag einen Rock tragen und so zur Arbeit gehen.

20Min/Anna Bila

Darum gehts

  • Am Mittwochmorgen versammelten sich auf dem Paradeplatz rund 50 Männer und männlich gelesene Personen in Röcken.

  • Die Aktion, die vom Verein «Die Feministen» organisiert wurde, will mit dem Rock als Symbol das «veraltete» Männerbild kritisch hinterfragen.

  • Auch AL-Gemeinderat Schmid war zum internationalen «Rethink Masculinity Day» im Rock vor Ort.


Wer am frühen Mittwochmorgen am Paradeplatz unterwegs war, dem dürfte nicht entgangen sein, dass zahlreiche Männer und männlich gelesene Personen in Röcken unterwegs waren. Grund dafür war eine Aktion des Vereins «Die Feministen». Zum internationalen «Rethink Masculinity Day» wollten sie damit ein Zeichen setzen: «Männer sollen ihre Privilegien reflektieren und sich mit ihrer Rolle im Feminismus auseinandersetzen», sagt Pascale Buser, Co-Leiterin der Organisation. 

Dabei hatte die Aktion ein klares Ziel vor Augen: Mit dem Rock als Symbol soll «das veraltete» Männerbild kritisch hinterfragt und auf die enge Definition von Männlichkeit aufmerksam gemacht werden. Denn Fragen, wie und ab wann ein Mann ein Mann ist, oder wie Männlichkeit in der heutigen Gesellschaft aussieht, beschäftigt den Verein schon seit geraumer Zeit.

Im Rock stelle sich die Gruppe ihrer eigenen Fragilität und hinterfrage dabei ihre männlichen Privilegien, so die Organisatoren. «Wir wollen damit neue Verbindungen schaffen, denn auch ein Rock kann von einem Mann getragen werden», sagt Buser.

«Ich bin etwas nervös»

Mit dabei war auch der 36-jährige Ramon. Er trug ebenfalls einen Rock. «Ich habe komische Reaktionen erwartet. Doch es war alles andere als unangenehm, im Rock durch die Bahnhofstrasse zu gehen.»

Er bemerkte jedoch, wie andere Männer kurz hingeschaut, dann aber gleich wieder beschämt weggeschaut haben. «Ich muss aber gestehen, ich bin etwas nervös, wie mein Arbeitsumfeld auf mich reagieren wird», gesteht Ramon. Mit ihm nahm der 30-jährige Patrick ebenfalls an der Aktion teil. Für die beiden sei es das erste Mal, dass sie im Alltag Röcke tragen und so zur Arbeit gehen. 

«Es ist für mich nichts Neues»

An der Aktion haben auch Männer und männlich gelesene Personen mittleren Alters teilgenommen. So beispielsweise der 52-jährige Beat. Für ihn war dieser Morgen jedoch nicht aussergewöhnlich. «Für mich sind Röcke fester Bestandteil meines Kleiderschrankes.» Sein Arbeitsumfeld erwarte ihn schon fast im Rock. «Wenn ich mal in Hosen zur Arbeit gehe, werde ich komisch angeschaut», erzählt Beat mit einem Schmunzeln.

Es gibt aber auch das Gegenteil. Der 40-jährige Alex, der ebenfalls am Mittwochmorgen am Paradeplatz an der Aktion teilnahm, verzichtete darauf, in einem Rock bei der Arbeit zu erscheinen. Jedoch nicht, weil er nicht will oder nicht darf: «Ich bin Schulsozialarbeiter auf Primarstufe. Da es ein grosses Schulhaus ist, kann ich nicht mit allen Kindern das Gespräch suchen und den Sachverhalt erklären», so Alex. Der 40-Jährige wolle lieber in einem kleineren Rahmen im Rock zur Arbeit gehen.

Auch AL-Gemeinderat Schmid vor Ort

Nicht nur für die vier Männer ist die heutige Aktion von grosser Bedeutung. Am Paradeplatz haben sich weitere rund 50 Männer und männlich gelesene Personen versammelt. Der 40-jährige Alex freute sich darüber und bezeichnete die Aktion als wichtig: «Stereotypische Männlichkeitsvorstellungen haben auch politisch eine extreme Wirkung auf unsere Welt.» Auch für den 52-jährigen Beat geht es bei dieser Aktion um mehr als den Rock. «Die Kleidung ist natürlich der Aufhänger, aber für mich geht es vielmehr darum, unabhängig zu sein.»

Unter den Versammelten befand sich auch der AL-Gemeinderat Michael Schmid. «Der Rock wurde für mich schnell zu einer Nebensache», so Schmid. Als Person des öffentlichen Lebens ist sich Schmid seiner Rolle bewusst. «Mit dem Amt kommt eine gewisse Medienpräsenz dazu, die ich nutzen kann.» Der Software-Ingenieur wolle andere Männer und männlich gelesene Personen dazu anregen, dass sie sich bei Entscheidungen nicht von äusseren Meinungen leiten lassen, sondern auf sich selbst hören.

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