Doktor Sex«Manchmal hasse ich meinen Körper!»
Die meiste Zeit kann Bianca damit umgehen, dass sie etwas rundlich ist. Aber wenn sie sich auf Social Media umschaut, wird es schwierig. Was kann sie gegen die negativen Emotionen tun, die dann jeweils auftauchen?
- von
- Bruno Wermuth

Bianca (31) fühlt sich wohl in ihrem Körper – bis sie auf Social Media Beiträge von sehr schlanken Frauen sieht. Dr. Sex weiss, wie sie damit umgehen kann.
Frage von Bianca (31) an Doktor Sex
Antwort von Doktor Sex
Liebe Bianca!
Es ist eine Herausforderung, in einer von Bildern geprägten Zeit zu leben und den eigenen Körper so anzunehmen, wie er sich, dem genetischen Bauplan, dem Essverhalten und der Schwerkraft entsprechend, im Lauf des Lebens zeigt und verändert.
Man kann, ja, man darf seinen Augen nicht mehr trauen, seit Ende des letzten Jahrhunderts die Bildbearbeitungsprogramme ihren Siegeszug angetreten haben. Kein noch so unscheinbares privates Porträt, das heute nicht mit einem Filter aufgepeppt wird.
Und bei den Role Models, die uns täglich auf den einschlägigen Onlineportalen begegnen und das Bild des perfekten Körpers inszenieren, ist es nahezu unmöglich festzustellen, was real und was nachbearbeitet und fake ist.
Aus Studien ist bekannt, dass das Körperwunschbild von Frauen massgeblich davon beeinflusst wird, wie die Körper geartet sind, die sie in ihrer Umgebung wahrnehmen: je schlanker, sportlicher und wohlgeformter sich diese präsentieren, umso schlanker, sportlicher und wohlgeformter wollen sie selber sein.
Auf diesem Hintergrund sollte ich dir raten, keine dünnen Frauen mehr anzuschauen – egal ob im realen oder virtuellen Leben. Lieber aber, will ich dich dazu einladen, dich mit Frauenkörpern auseinanderzusetzen, die keinem Perfektionsanspruch oder Gesellschaftsbild genügen wollen. Dabei wirst du feststellen: Auch Schönheitsideale sind vergänglich.
Es geht auf dieser Zeit- und Kulturreise darum, dein Denken und deine Haltung in Bezug auf deinen Körper zu relativieren und dir bewusst zu werden, dass letztlich du als Betrachterin darüber entscheidest, was für dich schön ist – und was eben nicht.
Denn einen objektiven Massstab gibt es nicht. «Richtige» oder «falsche», «schöne» oder «hässliche» Körper: dies sind alles Kategorien des menschlichen Denkens, Erscheinungen in der Zeit, Modeströmungen und letztlich Hirngespinste. Indem du dir dies bewusst machst, wirst du frei vom Druck, deine Hülle durch einen bestimmten Filter betrachten zu müssen. Alles Gute!
Magst du deinen Körper wie er ist?
Deine Frage an Doktor Sex
Bruno Wermuth führt in eigener Praxis in Bern und Zürich Paarberatung und Sexualberatung durch. Als «Doktor Sex» beantwortet er einmal wöchentlich eine Frage zu den Themen Beziehung, Liebe und Sexualität. www.brunowermuth.ch
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