Mexikanischer Präsident«Mangel an Umarmungen ist Grund für die Fentanylkrise in den USA»
Andrés Manuel López Obrador sieht die Eltern von in den Vereinigten Staaten lebenden Kindern als schuldig für die im Land grassierende Fentanylkrise. Vorwürfe, dass auch aus Mexiko viel Fentanyl in die USA gelange, schmetterte er ab.
- von
- Benedikt Hollenstein
Darum gehts
Der mexikanische Präsident sieht fehlende Familienwerte als Grund für die Opioid-Krise, die in den USA herrscht.
Vor allem der Umstand, dass Eltern ihre Kinder nicht lange genug bei sich wohnen liessen, sieht López als einer der Hauptgründe.
Er hat die USA nun aufgefordert, «Geld in die Hand zu nehmen», um die Ursachen zu bekämpfen.
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat Familien in den USA die Schuld an der Fentanylkrise des Landes gegeben. Sie seien schuld an der Überdosen-Krise, weil sie ihre Kinder nicht oft genug umarmten, erklärte er. Das synthetische Opioid wird von mexikanischen Drogenkartellen in die USA geschmuggelt. Es wird dort für etwa 70’000 Todesfälle jährlich aufgrund von Überdosen verantwortlich gemacht.
Obrador sieht «Mangel an Liebe und Umarmungen»
Die Familienwerte in den USA seien zusammengebrochen, befand der Staatschef. Das liege daran, dass Eltern ihre Kinder nicht lange genug bei sich leben liessen. Dazu bestritt er die Herstellung von Fentanyl in Mexiko. «Es gibt eine Menge Zerfall von Familien, es gibt viel Individualismus, es gibt einen Mangel an Liebe, an Brüderlichkeit, an Umarmungen», sagte er über das Betäubungsmittelproblem. Die USA forderte er auf, Geld in die Hand zu nehmen, um die Ursachen zu bekämpfen.
Ob sich Andrés Manuel López Obrador mit dieser Aussage wirklich einen Gefallen getan hat, wird die Zukunft zeigen. Denn bereits in der Vergangenheit stellte die US-Regierung wiederholt unter Beweis, dass sie auch nicht davor zurückschreckt, Strafverfolgungsbehörden wie das FBI oder die DEA im Ausland agieren zu lassen, wenn aus diesen Staaten viele Drogen in die USA gelangen.
So geschah dies etwa in den 1980er-Jahren, als die USA auf die Zerschlagung grosser kolumbianischer Drogenkartelle setzte, um die Verfügbarkeit von Kokain in den USA zu minimieren. Die entstandenen Lücken wurden aber rasch wieder durch kleinere und neu gegründete Kartelle gefüllt.
Wirkung von Fentanyl wird oft unterschätzt
Das starke Opioid Fentanyl, dass eigentlich in der Medizin als Schmerzmittel eingesetzt wird, ist günstig zu bekommen und wird deshalb von vielen Heroin-Süchtigen als Ersatz konsumiert. Aufgrund seiner Konzentration kann Fentanyl aber bereits bei viel kleineren Dosen eine Überdosis hervorrufen.

Ganz links eine tödliche Dosis Heroin, in der Mitte eine tödliche Dosis Fentanyl. Das synthetische Opioid Carfentanil ist nochmals etwa 100 Mal stärker als Fentanyl.
Laut dem Forschungsinstitut «Wilson Center» wird fast alles Fentanyl, das schlussendlich in den USA landet, von chinesischen Drogenkartellen hergestellt. Während Mexiko schon lange als Zwischenstopp verwendet wird, um die Droge in die USA, wo sie mit grossem Profit verkauft werden kann, zu bringen, wird laut dem «Wilson Center» auch mehr und mehr Fentanyl direkt in Mexiko produziert.
USA führt «War on Drugs» weiter
Mexikanische Schmuggler, die oftmals langjährige Erfahrung beim Schmuggeln von weiteren Drogen oder anderen Gütern haben, spielen schon seit Jahren eine Schlüsselrolle. Falls die USA nun Mexiko als Hauptverursacher der Fentanyl-Krise ins Visier nehmen sollten, könnte dies auch direkte Intervention auf mexikanischem Territorium bedeuten – obwohl der «War on Drugs», wie die USA Massnahmen zur Eindämmung des Drogenschmuggels und -konsums nennt, von verschiedensten Experten schon vor Jahren als gescheitert erklärt wurde.
López Obrador hat wiederholt erklärt, dass die engen Familienbande in seinem Land verhindert hätten, dass es auch dort zu einer Fentanylkrise komme. Experten sagen dagegen, dass die mexikanischen Kartelle mit dem Mittel so viel Geld auf dem US-Markt verdienen, dass sie keine Notwendigkeit sehen, es auch im eigenen Land zu verkaufen. Im Inland verkaufen die Kartelle verstärkt Metamphetamine, die im Ruf stehen, dabei zu helfen, härter zu arbeiten.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit Suchtmitteln?
Hier findest du Hilfe:
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
Infodrog, Information und Substanzwarnungen
Anonyme Alkoholiker, Tel. 0848 848 885
Stopsmoking.ch, Tel. 0848 000 181
Vergiftungsnotfälle, Tel. 145
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