Wieso ist Manifestieren heute im Trend?

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Trend mit RisikenDarum glauben viele Menschen ans «Manifestieren»

Das «Manifestieren», also die Überzeugung, dass man sich auf gewisse Weise seine eigene Realität erschaffen kann, ist im Trend. Religionswissenschaftler Georg Otto Schmid erklärt, was es damit auf sich hat.

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Ob mehr Geld, einen Traumjob oder einen neuen Partner: Das sogenannte «Manifestieren» verspricht, die Lösung für viele Wünsche und Probleme zu sein.

Ob mehr Geld, einen Traumjob oder einen neuen Partner: Das sogenannte «Manifestieren» verspricht, die Lösung für viele Wünsche und Probleme zu sein.

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Darunter versteht man die Überzeugung, dass man sich beim Universum Dinge wünschen kann – und wenn man fest genug daran glaubt, diese auch real werden. 

Darunter versteht man die Überzeugung, dass man sich beim Universum Dinge wünschen kann – und wenn man fest genug daran glaubt, diese auch real werden. 

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Auf Social Media gibt es zahlreiche Videos dazu. Allein auf Tiktok verzeichnet der Hashtag #manifestation 42,7 Milliarden Aufrufe. 

Auf Social Media gibt es zahlreiche Videos dazu. Allein auf Tiktok verzeichnet der Hashtag #manifestation 42,7 Milliarden Aufrufe. 

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Darum gehts 

  • Viele Menschen glauben an das sogenannte «Manifestieren», also daran, dass man sich Dinge vom Universum wünschen kann – und sie dann auch erhält.

  • Laut Religionswissenschaftler Georg Otto Schmid hat das Manifestieren in den letzten Jahren stark an Beliebtheit gewonnen. 

  • Er erklärt, welche Risiken damit verbunden sind – und wie es Menschen auch helfen kann. 

Wünsch dir was und wenn du nur fest genug daran glaubst, dann wird es Realität! Das behaupten zahlreiche Userinnen und User auf Social Media – und «verschaffen» sich damit mehr Geld, einen Traumjob oder eine neue Freundin. Genannt wird dieses Prinzip «Manifestieren» oder «Manifestation».

In der Esoterikszene ist Manifestation seit Jahren ein Thema – und hat durch Stars wie Oprah Winfrey oder Gwyneth Paltrow an Popularität gewonnen. Auch die Schweizer Schauspielerin Melanie Winiger meinte kürzlich gegenüber 20 Minuten, dass sie ihren Freund «manifestiert» habe. Doch was hat es damit genau auf sich? Ist das völliger Humbug oder steckt doch mehr dahinter? Darüber haben wir mit Religionswissenschaftler und Sektenexperte Georg Otto Schmid gesprochen.

Herr Schmid, was ist «Manifestieren» genau? 

«Das ist eine Variante des positiven Denkens. Man geht dabei davon aus, dass der Geist die Materie beherrscht, dass das, was ich mir vorstelle, Wirklichkeit wird. Unterschieden wird zwischen Affirmationen, die ausgesprochen werden, oder Visualisierungen und Manifestationen, die man sich vorstellt. Das Prinzip ist überall dasselbe: Wir glauben, dass das, was wir uns vom Universum wünschen, kommen wird.»


Wieso ist Manifestieren heute ein Trend?

«In den letzten Jahren hat das Manifestieren wegen des Internets extrem an Beliebtheit gewonnen. Auch haben viele Menschen ein erhöhtes Bewusstsein für Wellness und Mental Health, vielen geht es auch nicht so gut – Manifestation verspricht hier eine niederschwellige Lösung. Man muss dafür nicht jahrelang meditieren, keine Yogamatte kaufen, keinen Guru haben und sich auch nicht einer Gruppe anschliessen.»


Wieso wenden es Menschen überhaupt an? 

«Der Glaube daran gibt einem ein gewisses Sicherheitsgefühl. Gerade verunsicherte Menschen, die darunter leiden, dass sie nicht das erreichen, was sie möchten, sprechen positiv darauf an. Durch das Manifestieren gelangen sie sozusagen in zwei Minuten von der Ohnmacht zur Allmacht. Da man dabei Positives erwartet, zeigt sich in der Tat eine positive Wirkung, sieht das Leben farbiger aus. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass optimistische Menschen besser wirken auf andere Menschen, was zu positivem Feedback führt. Auch im medizinischen Bereich kann positives Denken helfen, schneller gesund zu werden. Ich denke da an den Placebo-Effekt.»

Kann der Glaube an das «Manifestieren» auch schaden? 

«Auf jeden Fall. Ich beobachte, dass spätestens dann, wenn der Traummann, das gewünschte Geld oder die Heilung einer Krankheit ausbleibt, Enttäuschung eintritt. Weiter läuft man Gefahr, ein übersteigertes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und den Bezug zur Realität zu verlieren.»


Was ist mit dem Glauben daran, dass man sich durch schlechte Gedanken auch Negatives erschaffen kann? 

«Damit wird den Opfern die Schuld an negativen Erfahrungen gegeben – an Unfällen, Vergewaltigungen oder gar am Holocaust –, was eine sehr zynische und üble Folge des Manifestierens darstellt. So zu denken, ist toxisch und gefährlich – und wirkt sich negativ auf die eigene psychische Gesundheit aus.»

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