Abgas-Schwindel: Manipulierte LKW fahren durch die Schweiz

Aktualisiert

Abgas-SchwindelManipulierte LKW fahren durch die Schweiz

In der Schweiz verkehren Lastwagen aus Osteuropa, die viel zu viel Stickoxid ausstossen – nur weil die Spediteure Geld sparen wollen. Die Urner Polizei hat die Kontrollen verschärft.

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Illegaler Einbau von Steuergeräten soll schneller entdeckt werden: Abgase aus dem Auspuff eines Autos. (Archivbild)

Illegaler Einbau von Steuergeräten soll schneller entdeckt werden: Abgase aus dem Auspuff eines Autos. (Archivbild)

Keystone/Gaetan Bally
Das Corpus Delicti: Auf dieses unscheinbare Gerätchen stiessen die Spezialisten der Kantonspolizei Uri bei einem ausländischen Lastwagen. Es macht, dass sich der Lastwagen auch ohne den Harnstoff AdBlue starten lässt.

Das Corpus Delicti: Auf dieses unscheinbare Gerätchen stiessen die Spezialisten der Kantonspolizei Uri bei einem ausländischen Lastwagen. Es macht, dass sich der Lastwagen auch ohne den Harnstoff AdBlue starten lässt.

Laut Schätzungen aus Deutschland ist jeder fünfte Lastwagen aus Osteuropa manipuliert.

Laut Schätzungen aus Deutschland ist jeder fünfte Lastwagen aus Osteuropa manipuliert.

Keystone/urs Flueeler

Moderne Lastwagen tanken neben Diesel auch den Harnstoff AdBlue. Dieser senkt den Ausstoss schädlicher Stickoxide um bis zu 80 Prozent. Wie der «Kassensturz» aufgedeckt hat, sind auf der Nord-Süd-Achse jedoch auch Lastwagen ohne AdBlue unterwegs. Der Grund: AdBlue kostet rund 75 Rappen pro hundert Kilometer – Kosten, die vornehmlich Spediteure aus Osteuropa scheuen.

Wie ein rumänischer Fuhrhalter mit 30 Lastwagen in der Sendung sagt, spart er dank der Abgasmanipulationen 60'000 Euro im Jahr – auf Kosten der Umwelt. Möglich ist der Schwindel, indem kleine Gerätchen, sogenannte AdBlue-Killer, eingebaut werden. Diese tricksen das System aus, sodass der Lastwagen auch ohne den Stoff fahren kann.

Sechs LKW aus dem Verkehr gezogen

Nach den Enthüllungen hat die Polizei reagiert und führt Kontrollen durch. Mit Erfolg: «Seit Freitag sind sechs manipulierte Lastwagen ins Netz gegangen», sagt Stefan Simmen, Abteilungsleiter des Schwerverkehrszentrums Uri. Es handle sich um zwei italienische Fahrzeuge, die übrigen stammten aus Osteuropa.

Neben den eingebauten Gerätchen seien auch mutmassliche Software-Manipulationen aufgedeckt worden. Man stehe deshalb in Kontakt mit den Bundesstellen, anderen Polizeistellen und den Herstellern.

Grüne fordern Aktionsplan gegen Abgasmanipulationen

Die Alpeninitiative und die Grünen fordern derweil gezielte Kontrollen auf allen Transitrouten in der Schweiz: «In Deutschland geht man davon aus, dass jeder fünfte Lastwagen aus Osteuropa manipuliert ist. Diese Abgasmanipulationen sind schockierend», sagt Grünen-Präsidentin Regula Rytz. Die grossen Mengen Stickoxid, die manipulierte Lastwagen ausstiessen, seien in hohem Masse gesundheitsschädlich.

«Es muss sich herumsprechen, dass Dreckschleudern nicht ungestraft durch unser Land fahren können», sagt Rytz. Sie verlangt scharfe Sanktionen: sehr hohe Bussen bei Manipulationen und ein Durchfahrverbot im Wiederholungsfall. Rytz wird in der Frühlingssession eine entsprechende Motion einreichen.

Schon jetzt kommen die Abgas-Schwindler nicht ungeschoren davon: Sie müssen die Veränderungen in einer Fachwerkstatt rückbauen oder die Software neu aufsetzen, bevor sie weiterfahren dürfen. Neben einer Kaution von 500 Franken müssen sie Gebühren von rund 400 Franken entrichten. Simmen: «Die Anzeigen werden nun erstellt und der Staatsanwaltschaft zugestellt.»

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