LeberentzündungMann bekommt Hepatitis wegen Energy-Drinks
Rätselraten im Spital: Der Patient leidet an einer akuten Leberentzündung und weist mysteriöse Blutwerte auf. Der Auslöser ist unerwartet.
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Die Negativ-Schlagzeilen zu trinkbaren Wachmachern reissen nicht ab. Offenbar sorgen sie nicht nur augenblicklich und zum Teil langfristig für Herzprobleme, sondern ruinieren auch die Leber. Und das auch dann, wenn man keine 20 Büchsen Red Bull pro Tag trinkt wie die Britin Mary Allwood. Das zeigt ein Fall aus den USA.
In Florida wurde nun ein Mann im Spital vorstellig, der unter anderem über Bauchschmerzen, Gelbfärbung der Haut sowie Übelkeit und Erbrechen klagte.
Gängige Hepatitis-Ursachen spielten keine Rolle
Die Diagnose war schnell gestellt, wie die verantwortlichen Mediziner im «BMJ Case Reports» schreiben: Der 50-Jährige litt offenkundig an einer schweren akuten Hepatitis. Wodurch diese ausgelöst worden sein könnte, blieb erstmal ein Rätsel.
Es gab weder Anzeichen für einen viralen Infekt noch für einen übermässigen Alkohol- oder Drogenkonsum, halten Jennifer Harb und ihre Kollegen vom University of Florida College of Medicine fest. Die gängigsten Ursachen einer Hepatitis konnten damit ausgeschlossen werden.
Vier bis fünf Büchsen täglich
Deshalb richteten die Ärzte ihre Aufmerksamkeit auf die ungewöhnlichen Vitamin-B-Werte in der Leber des Patienten und stiessen so auf den Auslöser der Beschwerden: Energy-Drinks. Davon hatte der Patient in den drei Wochen zuvor vier bis fünf Büchsen pro Tag getrunken – um der Überlastung bei der Arbeit entgegenzuwirken.
Und tatsächlich: Als der 50-Jährige während seines stationären Aufenthalts auf die Wachmacher verzichtete, normalisierten sich die Werte rasch. Auch die Leberentzündung heilte. Diese Entwicklung betrachten die Forscher als Bestätigung ihrer Annahme.
Studien zu Toxikologie von Energy-Drinks fehlen
Verantwortlich für die gesundheitlichen Beschwerden ist gemäss Harb und ihren Kollegen das auch als Vitamin B3 bekannte Niacin. Das wird den Drinks in verhältnismässig grossen Mengen beigemischt, weil es dem Körper beim Energiestoffwechsel unterstützt.
Pro Dose konsumierte der Mann 40 bis 50 Milligramm Niacin, wie die Zutatenliste seiner Energy-Drink-Marke verriet. Das entspricht einer Tagesdosis von rund 200 Milligramm.
Da schädliche Auswirkungen von Niacin erst ab 500 Milligramm bekannt sind, vermuten die Forscher, dass bei ihrem Patienten auch noch andere Faktoren eine Rolle spielen könnten. Sie weisen jedoch darauf hin, dass für viele Bestandteile von Energy-Drinks genaue Studien zur Toxikologie und Überdosierung fehlen. Ausserdem habe es 2011 bereits einen ähnlichen Fall gegeben: Damals hatte eine Frau aufgrund von 300 Milligram Niacin eine akute Hepatitis entwickelt. Welche Energy-Drinks die Betroffenen jeweils konsumiert haben, ist nicht bekannt.