St. GallenMann findet 7-cm-Wurm im Frühstücksei
St. Galler Verbraucherschützer werden im Lauf eines Jahres mit allerlei Skurrilem und Unappetitlichem konfrontiert. Wie etwa einem ungebetenen Gast am Frühstückstisch.

Unappetitlich: Diesen Wurm fand ein Mann in seinem Frühstücksei.
Das St. Galler Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (AVSV) hat in seinem Jahresbericht mehrere spezielle Fälle aus dem letzten Jahr veröffentlicht. Getestet wurden unter anderem Sonnenschutzmittel, Whisky – oder wie sich das Wasser in Trinkflaschen geschmacklich verändert.
Viele der Untersuchungen wurden nicht in St. Gallen initiiert, sondern sind Kooperationen mit anderen kantonalen Labors oder auch gesamtschweizerische Aktionen. Und nicht immer müssen die Kontrolleure selber aktiv werden: Manchmal wenden sich auch Konsumentinnen und Konsumenten direkt ans Amt.
Wie etwa der Mann, der in seinem Frühstücksei «einen weisslichen, an den Enden spitz zulaufenden, fadenförmigen Wurm» entdeckte. Die Fachleute konnten ihn zumindest teilweise beruhigen: Das Corpus delicti wurde als Geflügelspulwurm erkannt, «der für den Menschen ungefährlich ist», wie es im Jahresbericht heisst.
Koffein wie in elf Tassen Kaffee
Als weniger harmlos erwiesen sich Proben von Nahrungsmitteln, die mit Vitaminen, Mineralstoffen oder sonstigen Zusätzen angereichert sind und vorzugsweise von Sportlern konsumiert werden. Untersucht wurden insgesamt 26 Proben von Produkten kleinerer Betriebe und Fitnesscenter in der Ostschweiz und im Fürstentum Liechtenstein.
Das Ergebnis: Acht Proben wurden beanstandet – alle stammten aus dem Kanton St. Gallen. Bei sechs Produkten musste die weitere Abgabe an Konsumenten untersagt werden.
In einem Erzeugnis, das der Leistungssteigerung dienen soll, fand das Labor Dimethylamin (DMAA) und Koffein. DMAA sei ein unzulässiges Dopingmittel, das auf der Liste der von der World Anti-Doping Agency (WADA) verbotenen Substanzen aufgeführt ist. Ein anderes Produkt sollte zur Fettverbrennung eingenommen werden. Es enthielt so viel Koffein wie elf Tassen Kaffee.
Wasser schmeckt nach Flasche
Nicht immer sind die Ergebnisse spektakulär: Getestet wurden unter anderem auch Sonnenschutzmittel mit Verkaufspreisen zwischen drei und 60 Franken. Dabei habe das teuerste Produkt den deklarierten Sun Protection Factor (SPF) knapp nicht erreicht.
Die Fachleute des AVSV greifen bei ihren Tests auf unterschiedliche Analysetechniken zurück: So wollten sie etwa feststellen, ob sich der Geschmack von Wasser verändert, das in Trinkflaschen aufbewahrt wird. Überprüft wurde dies durch ein Sensorik-Panel: Das sind Prüferinnen und Prüfer, die geschult wurden, ihre Sinneswahrnehmungen zu beschreiben.
Bei 17 von 28 Proben wurde dabei eine signifikante Abweichung zum Referenzwasser festgestellt. Die Trinkflaschen hätten den Geschmack des darin aufbewahrten Wassers deutlich verändert, konstatierte das AVSV.
Getestet wurden neben vielen anderen Produkten auch Whiskys, im Jahresbericht etwas trocken als «Getreidespirituosen» bezeichnet. Sechs von zwölf Proben wurden beanstandet. Dabei ging es hauptsächlich um Mängel bei der Deklaration des Alkoholgehalts. In einem Whisky fand sich Ethylcarbamat in einer Menge, die zwar unter dem Grenzwert lag. Es handle sich dabei aber «um einen technisch vermeidbaren Stoff». Nachfragen beim Produzenten brachten keine Erklärung für die Verunreinigung.
Hartnäckiger Dachs
Ein Thema im AVSV ist immer wieder auch das Trinkwasser. Sorgen bereitete im letzten Jahr eine Kleinwasserversorgung, bei der in den Proben plötzlich Coli-Bakterien festgestellt wurden. Nachforschungen zeigten, dass unweit des Fassungsbereichs ein Dachs einen Bau gegraben hatte.
Nach einer Inspektion wurde die Entfernung des Baus verfügt. Doch die Umsetzung erwies sich als schwierig. Mehrere Versuche, den Dachs zu vergrämen, seien erfolglos geblieben. Unter Einbezug der örtlichen Jagdgesellschaft wurden danach Lösungen gesucht. Doch dann zog sich der Dachs in die Winterruhe zurück und das Problem blieb bestehen. Im Frühling oder Sommer 2017 soll nun das Tier durch Schliessung eines Bauausgangs dazu bewegt werden, «diesen für die Trinkwasserqualität besonders sensiblen Bereich zu meiden», kündigte das Amt an. (sda)