Politics vs Showbiz: «Mann, ist die Ausbeute dürr!»

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Politics vs Showbiz«Mann, ist die Ausbeute dürr!»

Ginge es nach Hollywood, hätte Barack Obama die Wahlen schon längst gewonnen. Das republikanische Lager hat indes grösste Mühe, Showbiz-Unterstützer zu finden.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat hat in der traditionell liberalen US- Unterhaltungsindustrie einen beispiellosen Rückhalt.

Steven Spielberg, Tom Hanks, George Clooney, Leonardo DiCaprio, Jodie Foster, Scarlett Johansson und Halle Berry - das sind nur einige der prominenten Namen, die Obama auf seiner Unterstützerliste führen kann.

Der republikanische Konkurrent John McCain muss sich dagegen mit einer eher mageren Auswahl begnügen. Immerhin haben sich Clint Eastwood, Sylvester Stallone und - jawohl! - Tom Selleck zu dem 72-Jährigen bekannt.

Die magere Auslese wurde gar von Vize-Kandidatin Sarah Palin kommentiert: «Wir versuchten eine Liste zusammenzustellen von prominenten Sängern, die uns öffentlich unterstützen würden und, Mann, ist die Ausbeute dürr! Beim besten Willen ist niemand zu finden. Gibt es niemanden da draussen im Promi-Land, der quasi-konservativ ist?»

Wortgefechte der Stars

Dass die Prominenz im Wahlkampf mitmischt, hat in den USA Tradition. Neu ist in der polarisierten Debatte dieser Tage jedoch, mit welchem Elan sich das mächtige Hollywood ins Zeug legt. Oscar- Preisträgerin Susan Sarandon etwa drohte, sie werde auswandern, sollte erneut ein Republikaner ins Weisse Haus einziehen.

Und Leinwandstar Matt Damon spottete online in einem YouTube- Interview, sich McCains Tandempartnerin Sarah Palin als Präsidentin vorzustellen, sei wie «ein wirklich schlechter Disney-Film» (20 Minuten Online berichtete).

Auch die Gegenseite langte im «Stars War» kräftig hin. Der Angelina-Jolie-Vater und konservative Haudegen Jon Voight nannte Obama einen Mann, «der in jeder Beziehung versagt».

Nobelpreisträger werben für Obama

Ob die Wähler sich von Prominenten besonders beeinflussen lassen, ist umstritten. Das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center fand heraus, dass Stars wenig Einfluss auf die Wahlentscheidung haben.

Dennoch sind die Äusserungen für die Stimmung in der amerikanischen Kulturszene bezeichnend. Denn nicht nur in Hollywood, sondern auch bei Autoren, Künstlern und vielen Wissenschaftlern ist Obama der klare Favorit.

Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte eine Gruppe von 65 US-Nobelpreisträgern einen dramatischen Wahlaufruf zugunsten des Demokraten. «Unser Land braucht einen visionären Führer, der unsere traditionellen Stärken in Wissenschaft und Technologie auch in Zukunft sichern kann», heisst es darin.

Gegen Rassismus, für Menschenrechte

Die Bestseller-Autoren Stephen King und John Grisham, Literatur- Nobelpreisträgerin Toni Morrison, Kultautor Paul Auster und viele andere hoffen, dass ein farbiger Präsident ein Signal gegen den nach wie vor vielerorts herrschenden Rassismus in den USA wäre. «Die Bedeutung für die Schwarzen wäre gewaltig», sagte Autor Philip Roth in einem Interview.

Superstar Angelina Jolie hob dagegen besonders Obamas Einsatz für Menschenrechte und weltweite Gerechtigkeit hervor. «Das sind die Dinge, die mich bewegen könnten, ihn zu wählen, nicht seine Herkunft», sagte die Leinwandschönheit.

Stars mit Sammelbüchsen

Für den 47-jährigen Demokraten zahlt sich die illustre Schützenhilfe in Barem aus. Allein die Rockstars Bruce Springsteen und Billy Joel sammelten am Wochenende bei einem Konzert in New York sieben Millionen Dollar für Obamas Wahlkampfkasse.

Vor jubelndem Publikum schickten sie ihn mit Hits wie «Glory Days» und «Born To Run» in den Endspurt bis zur Wahl am 4. November. Zudem bekam Obama von Unternehmen der Unterhaltungsbranche bisher fast sechs Millionen Dollar an Spenden, McCain nicht einmal eine Million.

Nur einmal zog Obama bei seinen Promi-Fans von sich aus die Notbremse. Als die noch im vergangenen Jahr mit Alkohol- und Drogenproblemen kämpfende Lindsay Lohan anbot, Events für junge Wähler zu organisieren, lehnte das Obama-Lager dankend ab. «Das ist nicht ganz die Art von Star, die wir uns vorstellen», hiess es.

(sda)

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