«Mao Luther King»: Zurück an den Absender
Ein Standbild des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King in Washington sorgt für Ärger. Eine staatliche Kommission hat den Entwurf eines chinesischen Bildhauers zurückgewiesen – er erinnert zu stark an totalitäre Ästhetik.
Vor 40 Jahren wurde Martin Luther King in Memphis ermordet. Nun wird zu seinen Ehren im Herzen von Washington an der National Mall eine Gedenkstätte errichtet – ein Privileg, das bislang nur Präsidenten wie Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt gewährt wurde. Grundsteinlegung war bereits 2006, der Baubeginn ist für dieses Jahr geplant, die Kosten von rund 100 Millionen Dollar sollen weitgehend durch private Spenden gedeckt werden.
Im Zentrum der Gedenkstätte wird eine Statue des Bürgerrechtlers stehen, die aus einem gigantischen Granitblock gehauen werden soll. Mit rund 8,5 Metern wird sie höher sein als die Statue von Abraham Lincoln im Lincoln Memorial, auf dessen Stufen King 1963 seine berühmte «I have a dream»-Rede gehalten hatte. Das Konzept war von der staatlichen Kunstkommission gebilligt worden, doch der nun vorliegende Entwurf der Statue stösst auf Widerstand.
«Sozialistischer Realismus»
Das «kolossale Ausmass» und der «Stil des Sozialistischen Realismus» erinnerten an eine Art politischer Skulptur, «die in letzter Zeit in anderen Ländern niedergerissen wurde», schrieb Kommissionssekretär Thomas Luebke im April zum Entwurf des chinesischen Bildhauers Lei Yixin. Die ursprünglichen Zeichnungen hätten ein subtileres Bild von King gezeigt als die nun vorliegenden Modelle, die den Bürgerrechtler «in statischer Pose und mit streitlustigem Charakter» darstellten. Die Kommission empfehle deshalb «dringend», die Skulptur zu überarbeiten, so Luebke weiter.
Bereits die Wahl von Lei Yixin als Bildhauer hatte eine Kontroverse erzeugt. Der Chinese war während der Kulturrevolution vor 40 Jahren aufs Land verbannt worden, hatte sich danach jedoch unter anderem mit monumentalen Skulpturen von Mao Zedong einen Ruf als Staatskünstler erarbeitet. Kritiker fragten sich, ob dies zum «amerikanischen Ghandi» passt, der die Gleichberechtigung der Schwarzen mit vorab gewaltlosen Mitteln erreicht hatte. Gerüchte tauchten auf, Lei Yixin habe den Zuschlag erhalten, weil die chinesische Regierung eine namhafte Summe für den Bau der Gedenkstätte zusagte.
Kraftvoll und nachdenklich
Ed Jackson, der leitende Architekt der Gedenkstätte, will die Kritik aufnehmen. Er könne sich aber nur schwer mit dem Vorwurf des Sozialistischen Realismus anfreunden, sagte er der «Washington Post». Künstler aus Russland oder China wüssten am besten, wie man mit Projekten des Ausmasses umgehen müsse. Man habe eine «kraftvolle und gleichzeitig nachdenkliche Darstellung» von King angestrebt, so Jackson weiter. Er wolle mit den künstlerischen Beratern des Projekts über Modifikationen reden, aber an «der Kraft und dem inspirierenden Geist» des Modells festhalten, meinte der Architekt.
(pbl)