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Marco W.: «Psychisch auf dem Tiefpunkt»

Am Mittwoch wird die Verhandlung gegen den in der Türkei inhaftierten Marco W. fortgesetzt. Marco W. hofft auf die Aufhebung des Haftbefehls, doch sein Anwalt zeigt sich besorgt.

Der junge Deutsche ist «psychisch auf einem Tiefpunkt», sagte W.s Anwalt Jürgen Schmidt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es sei «unverhältnismässig», dass die Untersuchungshaft für W. nun bereits fast vier Monate dauere.

Der Schüler aus Uelzen sitzt seit dem 11. April in einem Gefängnis in Antalya. Ihm wird vorgeworfen, er habe die 13-jährige Engländerin Charlotte M. im Türkeiurlaub sexuell missbraucht.

Marco W. hofft auf Freilassung

Am zweiten Tag der Verhandlung werden die Eltern des minderjährigen Angeklagten in der Türkei sein. Bereits zum Prozessauftakt am 6. Juli sassen sie im Gerichtssaal. W. und seine Familie hofften auf einen «möglichst günstigen Verhandlungsverlauf am Mittwoch», sagt der Anwalt.

Am 6. Juli war die Verhandlung nach eineinhalb Stunden auf den 8. August vertagt worden. Damals hatte der Richter den Haftbefehl auf Antrag nicht aufheben wollen.

Freund der Schwester war im Zimmer

Laut einem Bericht von stern.de soll in der Verhandlung nun ein neuer Zeuge aus England aussagen. Dabei handelt es sich um einen Freund der Schwester der 13-jährigen Charlotte. Er habe sich ebenfalls im Hotelzimmer aufgehalten, in dem es zum angeblichen Missbrauch gekommen sein soll.

«Sollte der von dem Anwalt des Mädchens angekündigte Zeuge am Mittwoch vor Gericht erscheinen, hoffen wir, dass seine Aussage der Wahrheit entspricht und damit zu einem für Marco positiven Verfahrensende beiträgt», sagte Anwalt Schmidt.

Anklage lautet auf Vergewaltigung

Vor knapp zwei Wochen hatte der Anwalt der Engländerin überraschend angekündigt, auf Vergewaltigung zu plädieren. Er berief sich dabei auf das Gutachten eines Mediziners. Für Schmidt ist dieser Vorwurf unbegreiflich: «Diese Behauptung scheint mir aufgestellt, um Marco zu schädigen.»

Marco W. behauptet nach wie vor, dass es im Einvernehmen zu gemeinsamen Zärtlichkeiten gekommen und die Initiative von dem Mädchen ausgegangen sei. Die Mutter der 13-Jährigen hatte Anzeige erstattet und liess das Mädchen von einem Arzt untersuchen.

W. und Charlotte hatten sich während eines Cluburlaubs an Ostern im Badeort Side kennengelernt und waren nach einem Discoabend im Hotelzimmer der 13-Jährigen gelandet. Unklar ist, ob Alkohol eine Rolle gespielt haben könnte. «Wieviel an dem Abend getrunken wurde, wissen wir nicht», sagte Schmidt. «Ich kann nur sagen, das Mädchen trug ein grünes Armband, was ein Zeichen dafür ist, dass dem Mädchen Alkohol ausgeschenkt werden durfte.»

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