Doping im Bobsport: Martin Galliker tritt nach Dopingbefund zurück

Aktualisiert

Doping im BobsportMartin Galliker tritt nach Dopingbefund zurück

Der Bobfahrer Martin Galliker stolperte über einen zu hohen Testosteronwert. Die im Dopinglabor in Lausanne vorgenommene Öffnung der B-Probe bestätigte den ersten Befund. Galliker tritt per sofort zurück.

Der 34-jährige Galliker sagte wie schon nach der postiven A- Probe vom 29. September, er habe nie wissentlich gedopt. «Es ist mein Ziel, irgendwann herauszufinden, wie so etwas geschehen konnte», sagte der in Muhen AG wohnende Galliker weiter.

Beim Dopingbefund handelte es sich um keinen Grenzfall; es wurde ein deutlich überhöhter Wert festgestellt. «Wenn ich mit Absicht etwas Unerlaubtes zu mir genommen hätte, wäre ich sicher nicht ins Trainingslager nach Cesana (It) gereist», sagte der Schweizer Meister und EM-Zweite mit dem Viererbob.

Der Darstellung, die Galliker schon nach der A-Probe zu Protokoll gegeben hatte, wonach alle wussten, dass Anfang August in Cesana, wo Galliker die für ihn verhängnisvolle Dopingprobe abgab, Kontrolleure auftauchen würden, widersprach die für die gesamte Dopingbekämpfung verantwortliche Stiftung «Antidoping Schweiz»; es habe sich um «unangekündigte Trainingskontrollen» gehandelt. Galliker unterschrieb nach eigenen Angaben den sogenannten Athletenvertrag mit dem Schweizer Bob-Verband, der bei Dopingvergehen eine Busse von bis zu 200 000 Franken vorsieht, erst nach dem Trainingslager in Italien.

Testosteron ist ein Hormon, dass unter anderem auch dem vermeintlichen Tour-de-France-Sieger Floyd Landis (USA) 2006 zum Verhängnis geworden ist. Testosteron fördert unter anderem die Regenerationsfähigkeit der Muskeln und vermindert die Anfälligkeit auf Infekte.

Galliker ist im Besitz von gutem Material. Insbesondere der Viererbob erwies sich in der vergangenen Saison als sehr schnell. «Schon eine Viertelstunde nach dem Bekanntwerden der positiven A- Probe erhielt ich Anfragen wegen des Materials, und auch alle meine Anschieber wurden schon kontaktiert», sagte er. Galliker wird - sobald er die Dopingaffäre verarbeitet hat - wieder in seinem angestammten Beruf als Schreiner im Fensterbau arbeiten.

Der letzte Schweizer Dopingfall im Bobsport datiert aus dem Jahr 1993, als ein Nicht-Kader-Athlet positiv getestet wurde. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wurde der Name nicht kommuniziert. Doping betraf in den letzten 15 Jahren auch die internationalen Steuerleute Mark Tout (Gb), Gerhard Rainer (Ö), Hubert Schösser (Ö), Arnold Huber (It) und Sandis Prusis (Lett). (si)

Auch Herzog mit positiver A-Probe

Im Schweizer Bobverband weiteten sich die Dopingfälle am Mittwoch aus: Auf die positive B-Probe von Martin Galliker folgte die positive A-Probe von Tommy Herzog, einem Anschieber im Team von Ivo Rüegg.

Herzog gab im Rahmen eines Trainingslagers Mitte September in Cesana (It) eine positive Dopingprobe ab; am gleichen Ort, an dem einen guten Monat zuvor Galliker positiv getestet worden war. Herzog hat die Öffnung der B-Probe verlangt.

Der aus Beromünster LU stammende Ex-Schwinger Herzog (31) sass 2007 in St. Moritz im vierten Durchgang im Schlitten von Ivo Rüegg, als dieser mit dem Zweierbob WM-Silber gewann. Herzog wurde aus dem Team Rüegg ausgeschlossen. (SI)

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