Grosse EhreMartina Hingis in der «Hall of Fame»
Martina Hingis kommt am Samstag in einen erlauchten Kreis. Die ehemalige Schweizer Weltnummer 1 im Damentennis gesellt sich in Newport zu grossen Persönlichkeiten.
Am Samstag wird Martina Hingis in Newport eine grosse Ehre zuteil. Die 32-jährige Ostschweizerin wird zum frühestmöglichen Zeitpunkt in die berühmte «Hall of Fame» aufgenommen.
Die Meriten von Martina Hingis sprechen für sich. Die «Swiss Miss» holte fünf Grand-Slam-Titel im Einzel, deren neun im Doppel, realisierte total 43 Turniersiege im Einzel (und 37 im Doppel) und war im Einzel 209 Wochen die Nummer 1. Dazu führte sie die Schweiz 1998 zusammen mit Patty Schnyder in den bisher einzigen Fedcup-Final und gewann trotz wiederholter Verletzungsprobleme mehr als 20 Millionen Dollar Preisgeld. Sie wird nun so schnell wie nur möglich aufgenommen, fünf Jahre nach ihrem Rücktritt.
Kaum zwei gleiche Bälle nacheinander
Die Zahlen sind das eine und belegen auch, welche Dominanz sie vier Jahre lang ausübte, als sie im März 1997 im zarten Alter von 16 Jahren, 6 Monaten und 1 Tag den Weltranglisten-Thron übernahm. Sie werden Hingis' Bedeutung für das Tennis aber nur teilweise gerecht. Sie spielte Tennis wie kaum eine Zweite und setzte einen angenehmen Konterpunkt zum Krafttennis vieler Konkurrentinnen. Ihre Taktik, der Gegnerin kaum je zweimal hintereinander den gleichen Ball vorzusetzen, brachte ihr viel Erfolg. Und allen - mit Ausnahme von ihren Gegnerinnen - viel Spass. Sie war die wohl kompletteste Nummer 1 aller Zeiten.
Hingis hat grossen Anteil an der einzigartigen Erfolgsgeschichte des Schweizer Tennis. Sie war der erste Schweizer Sportstar in einer globalen Sportart, und wenn nicht wenig später ein gewisser Roger Federer zu seinem Sturm auf die Rekordbücher angesetzt hätte, wäre sie zweifelsfrei immer noch der bedeutendste Schweizer Sport-Export aller Zeiten.
Von der kleinen Schweiz in die grosse Welt
Der Pferdenärrin mit tschechoslowakischen Wurzeln gebührt auf ewig das Verdienst, den hiesigen Sport auf eine neue Ebene geführt zu haben. Sie hat mit den zusammen mit Trainerin und Mutter Melanie Molitor erzielten Triumphen gezeigt, dass man in unserem kleinen Land auch in Sportarten mit weltweiter Beachtung grosse Erfolge feiern kann. Dass ihr dabei hierzulande die Herzen der Fans weniger zuflogen als in anderen Ländern, beispielsweise in Asien, war nur eine Randnotiz.
Auch heute noch strömen die Fans in Massen, um sie rund um den Globus an Showkämpfen zu beobachten. In Zeiten, die mehrheitlich von monotonem und lautem Grundliniengeballere geprägt werden und wo Slice, Volley oder Variationen allzu oft auf der Strecke bleiben, wird das Tennis einer Martina Hingis enorm vermisst. Sie hat sich alle ihre Erfolge mit einer technischen und mentalen Reife sondergleichen erspielt. Dafür gebührt ihr grosser Dank aller Tennis-Fans. (si)