DrogenkriegMassenmord erschüttert ganz Lateinamerika
Der grausige Fund eines Massengrabes mit 72 illegalen Einwanderern in Mexiko hat für Erschütterung in der ganzen Region gesorgt. Die 58 Männer und 14 Frauen wurden vermutlich Opfer eines in der Gegend aktiven Drogenkartells.

In dieser Baracke wurden die 72 Einwanderer eiskalt erschossen.
Das «feige» Verbrechen betrübe «alle Regierungen und Völker Lateinamerikas», sagte Mexikos Aussenministerin Patricia Espinosa am Mittwoch (Ortszeit). Espinosa sprach während eines Aufenthalts in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Ihr ecuadorianischer Amtskollege Ricardo Patiño verurteilte die Tat. Der Aussenminister von El Salvador, Hugo Martínez, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er hoffe, dass die Täter gefasst würden. Auch das US-Aussenamt verurteilte die «furchtbar tragischen» Morde.
Illegale Einwanderer getötet
Bei den Toten handle es sich ersten Erkenntnissen zufolge um illegale Einwanderer aus Brasilien, Ecuador, Honduras und El Salvador, die in die USA wollten, sagte ein Sprecher des mexikanischen Nationalen Sicherheitsrats.
Das brasilianische Aussenministerium bestätigte, unter den Opfern seien mindestens vier Brasilianer. Eine konsularische Delegation mit Vertretern der betroffenen Länder machte sich auf den Weg zum Fundort, um bei der Identifizierung der Leichen zugegen zu sein.
Die Toten waren am Dienstag von der Armee auf einer Farm nahe der Stadt San Fernando im nordmexikanischen Bundestaat Tamaulipas entdeckt worden. Zuvor hatten sich die Soldaten Gefechte mit dort verschanzten mutmasslichen Drogenhändlern geliefert.
Kriminelle Arbeit verweigert
Der einzige Überlebende des Massakers, ein 18-jähriger Ecuadorianer, sagte laut Medienberichten vom Donnerstag, er sei zusammen mit den anderen Opfer in einem Lastwagen in Richtung USA unterwegs gewesen. In der Nähe des Tatorts seien sie mit Gewalt aus dem Fahrzeug gezerrt worden.
Die Täter hätten Geld verlangt. «Dann boten sie uns für 1000 Dollar Arbeit in ihrer Organisation an», berichtete er weiter. Die Täter hätten sich als Mitglieder der Drogenbande «Los Zetas» ausgegeben.
Weil sich die Opfer weigerten, für die Verbrecher zu arbeiten, seien ihnen die Augen verbunden worden. Die Täter hätten sie an Händen und Füssen gefesselt, an eine Wand gestellt und anschliessen das Feuer eröffnet. Der junge Mann überlebte als einziger schwer verletzt. Er habe sich bei dem Massaker tot gestellt.
Lukratives Geschäft
Menschenhandel ist in der Region zu einem lukrativen Geschäft geworden, in dem auch die Drogenkartelle mitmischen. Nach Erkenntnissen der Behörden nehmen die Drogenkartelle die Migranten zunehmend als Geiseln, um deren Familien zu erpressen.
Oder sie versuchten, die meist jungen Männer und Frauen dazu zu bringen, für sie zu arbeiten. Rund 10 000 Menschen aus Mittel- und Südamerika wurden vergangenes Jahr in Mexiko auf ihrem Weg in die USA entführt. (sda)