Keine Geheimnisse: Matthäus kennt die Schweizer Schattenseiten

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Keine GeheimnisseMatthäus kennt die Schweizer Schattenseiten

Bulgarien-Trainer Lothar Matthäus glaubt die Schwächen des Schweizer Fussballs festgestellt zu haben und das Rezept zum Sieg zu kennen.

Eva Tedesco
Sofia
von
Eva Tedesco
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Lothar Matthäus vor dem Spiel gegen die Schweiz.

Wie der Schweizer Naticoach Ottmar Hitzfeld sprach auch Bulgariens Nationaltrainer Lothar Matthäus gestern letztmals vor dem Spiel in Sofia zu den Medien. Der Deutsche lud dazu ins malerische Hotel «Pravets Resort Golf & Spa», rund 56 Kilometer ausserhalb von Sofia ein, wo er seit Montag sein Team zusammengezogen hat. Auch um «Auswärtsspielen» vorzubeugen, sagt man. Denn über die bulgarischen Kicker ist zu hören, dass sie sich zu wenig standhaft gegen das süsse Nachtleben in der Hauptstadt zur Wehr setzen können.

Gutgelaunt und mit ungewohntem Drei-Tage-Bart stellte sich der ehemalige Bayern-Star den rund zwanzig Journalisten. Wie schon so oft drehten sich viele Fragen vor allem um das Trainer-Duell Matthäus gegen Hitzfeld. Der ehemalige Spieler des aktuellen Schweizer Nationaltrainers leierte geduldig seine Standard-Höflichkeitsfloskeln herunter. Er habe von allen Trainern unter denen er gespielt hat, etwas mitnehmen können. Und er respektiere die Erfolge des Trainers Hitzfeld, den akribischen Arbeiter und hervorragenden Psychologen, der bei seinen Spielern hohe Anerkennung geniesse. Aber dann weist Matthäus bald einmal darauf hin: «Das wird kein Spiel zwischen Ottmar Hitzfeld und Lothar Matthäus. Das Spiel heisst Bulgarien gegen die Schweiz. Und ich will mit Bulgarien gewinnen!»

Wichtigste Matthäus-DVD war die Schweizer Pleite in Montenegro

«Ich weiss viel über die Schweizer Spielweise, über das Konzept und System von Ottmar Hitzfeld», sagt Matthäus. «Ich habe das Team an der WM in Südafrika beobachtet und in den letzten Tagen noch einmal rund zehn DVDs studiert. Wo viel Sonnenschein ist, ist auch Schatten. Ich glaube, dass ich die Schattenseiten des Schweizer Fussballs kennengelernt habe ...» Eine DVD, die dem Deutschen die meisten Aufschlüsse gegeben hat, war aber nicht das peinliche 0:0 auf Malta, sondern die 0:1-Niederlage der Schweizer im EM-Qualifikationsspiel in Montenegro. Auf die Frage, ob die tägliche Arbeit als Spieler und Trainer aus gemeinsamen Bayern-Zeiten sich für ihn nun als Vorteil gegen die Taktik des Schweizer Nationaltrainers erweisen würde, umschiffte Matthäus immer wieder.

Alex Frei vor Bulgarien 2

Die Erinnerungen an 1999

Klartext redete der 150-fache Internationale hingegen bei einem anderen Thema. Welches Spiel unter Hitzfeld ihm speziell in Erinnerung geblieben sei, wollte der Reporter vom Schweizer Fernsehen wissen. Matthäus darauf: «Der Champions-League-Final 1999 gegen Manchester United ist bei uns beiden in den Köpfen geblieben.» Die Bayern hatten bis wenige Minuten vor Schluss geführt. Als Hitzfeld Matthäus in den Schlussminuten auswechselte, schlugen die Engländer zu und sicherten sich mit einem 2:1 einen Last- Minute-Sieg. Als der TV-Mann erwiderte, dass Hitzfeld genau das gleiche Spiel erwähnt habe und was ihm (Matthäus) das nun sage, antwortete Matthäus schlitzohrig: «Das wir uns abgesprochen haben ...»

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