SVP-Wahlkampffilm«Mehr ein Kampf, um nicht einzuschlafen»
Fürs Wahljahr hat die SVP einen Film produziert. Die erste Episode erinnert eine Regisseurin an einen «Altersheim-Werbespot».
- von
- N. Knüsel
Die SVP setzt auf Video-Wahlkampf: Nach dem «Welcome to SVP»-Video 2015 hat die Partei für das Wahljahr 2019 eine ganze Serie produziert. «Wahlkampf – der Film» heisst sie und wird ab Donnerstag in insgesamt fünf Episoden veröffentlicht. Prominente Gesichter wie Christoph Blocher oder Adrian Amstutz sind in den Hauptrollen.
«Es ist eine Action-Komödie», so SVP-Nationalrat Thomas Matter. «Wir nehmen uns dabei auch selbst aufs Korn.» Zwar gebe es in der ersten Episode noch nicht viel Action, das ändere sich aber noch. «Der Film soll explizit junge Leute ansprechen», sagt er.
20 Minuten hat die erste Folge vorab erhalten und sie einer Regisseurin, einem Bauern und einem Migranten vorgelegt.
Natascha Beller* (37) aus Zürich

«Ich fand es eine äusserst langweilige Folge. Der Film heisst ‹Wahlkampf›, es ist aber mehr ein Kampf, um nicht einzuschlafen. Die Ästhetik ist am Anfang okay, aber sobald Blocher ins Auto steigt, erinnert sie an einen Altersheim-Werbespot. Zudem wurde der Cliffhanger, den es am Schluss gibt, schon vorher gespoilert. Ich würde die Serie nicht weiterschauen. Mir ist nur etwas im Gedächtnis geblieben: dass Blocher das Videogame ‹Worms› spielt.
Auf keinen Fall sollten Politiker schauspielern. Auch den SP-Film habe ich nicht gut gefunden. Ich weiss auch nicht, was das politisch bringt und ob die Partei dadurch Wähler gewinnen kann.»
*Natascha Bellers neuer Film «Die fruchtbaren Jahre sind vorbei» läuft derzeit in den Kinos.
Marcel Lusti (51) aus Zürich

«Ich finde den Film ziemlich lächerlich, die Partei macht sich zur Lachnummer. Die Episode ist unspektakulär, bei mir ist nichts hängen geblieben. Man versteht auch nicht, was genau erreicht werden soll: Was ist die Botschaft?
Ich finde nicht, dass Politiker schauspielern sollten. Als Wähler frage ich mich: Will ich solche Politiker? Natürlich muss man heute im Wahlkampf auch neue Wege gehen. Aber ich frage mich, ob das wirklich der richtige ist.»
Zuhdi Idrizovski (27), Logistiker aus Kirchberg BE

«Der Anfang des Filmes ist ruhig und entspannt. Blocher als das Oberhaupt, das alle zusammenruft, fand ich recht witzig, das hatte etwas mafiamässiges. Die schauspielerische Leistung liess aber zu wünschen übrig. Und sobald es um den ‹Geheimplan› der SP ging, hatte es etwas von Verschwörungstheorien. Die Aussage, dass die SP die Schweiz zerstören will, ist natürlich typisch für die SVP.
Den Witz mit dem Tessiner, der faul ist und den Frauen hinterherläuft, fand ich unangebracht. Auch beim Bild von Andreas Glarner, der gerade einen Stacheldrahtzaun an der Schweizer Grenze baut, fragte ich mich, was das soll. Die Jungen werden sich über den Film ganz bestimmt lustig machen.»
Nichtwählern Politik näherbringen
«Wir wollen uns auf eine andere Art zeigen», so Matter zur geäusserten Kritik. Das politische Tagesgeschäft sei schon trocken genug. «Mit dem Film möchten wir den Leuten, die sonst nicht wählen gehen, auf andere Art die Politik näher bringen.», sagt Matter.
Und auf Bellers «Altersheim-Werbespot»-Kritik erwidert er: «Wenn sie jemals einen Film produzieren würde , der so viele Klicks hat wie unser Wahlkampf-Film, dann könnte sie sich glücklich schätzen.» Die erste Episode geht am Donnerstagvormittag auf wahlkampfderfilm.ch online.