ASTAG: Mehr Lastwagen sollen durch die Schweiz fahren

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ASTAGMehr Lastwagen sollen durch die Schweiz fahren

Für den Schweizerischen Nutzfahrzeugverband ASTAG ist die Verlagerungspolitik des Bundesrats gescheitert. Er fordert deshalb, dass statt 650 000 Camions eine Million die Alpen queren dürfen.

von
uwb
Will keine «Alptransitbörse» für die Fahrt durch die Alpen: ASTAG-Präsident Adrian Amstutz.

Will keine «Alptransitbörse» für die Fahrt durch die Alpen: ASTAG-Präsident Adrian Amstutz.

Die Ziele der Verlagerungspolitik, im alpenquerenden Transitverkehr den Transport-Anteil der Bahn zu steigern und jenen der Strasse zu senken, sei klar verfehlt worden, sagte ASTAG- Zentralpräsident und Nationalrat Adrian Amstutz (SVP/BE) am Donnerstag vor den Medien in Bern.

«Die Bedürfnisse von Wirtschaft und Bevölkerung sind zunehmend auf die Strasse ausgerichtet»; es brauche einen radikalen Kurswechsel der bisherigen vom Bundesrat geplanten Transitpolitik, sagte Amstutz weiter.

Das Ziel, den Schwerverkehr durch die Alpen bis 2017 auf 650 000 Fahrten zu reduzieren, sei völlig illusorisch, betonten Amstutz wie auch ASTAG-Direktor Michael Gehrken (siehe Box). Das Verlagerungspotenzial sei begrenzt, es gebe Kapazitätsengpässe, besonders bei den NEAT-Zufahrstrecken im In- und Ausland, ergänzte ASTAG-Vizepräsident Jean- Daniel Faucherre.

Vier Kernforderungen

Amstutz formulierte aus der von der ASTAG formulierten «Verlagerungsstrategie 2030» vier konkrete Kernforderungen: Das Verlagerungsziel sei auf eine Million Fahrten bis 2020 anzuheben. Dieses könne eventuell bis 2030 gehalten werden.

Weiter sei auf die Alpentransitbörse zu verzichten. Sie bedeute eine «planwirtschaftliche Kontingentierung». Für die Nutzung der Schiene brauche es neue Regeln. Der Personenverkehr dürfe nicht bevorzugt behandelt werden, vielmehr müsse der Güterverkehr Priorität haben. Die ASTAG fordert konkret: Mehr und günstigere Trassen für den Güterverkehr auf der Nord-Süd-Achse.

Für den Umlad von der Strasse zur Schiene fehle es an Kapazitäten. Bis 2020 sollten daher neue Terminals gebaut werden - nahe bei den Wirtschaftszentren. Dazu müsse der Bund eine umfassende Terminalstrategie aufstellen, die sich am Ziel, den Transitverkehr zu verlagern, ausrichte. Bei der Investitionsplanung seien dazu die notwendigen Mittel vorzusehen.

Absolut inakzeptabel

Kritik an den neuen Vorschlägen der ASTAG kommt von der Alpeninitiative. Die ASTAG gebe vor, etwas für die Verlagerung der Güter auf die Schiene zu tun, doch eigentlich will sie den Alpenschutz aushebeln. «Es ist blanker Hohn, wenn die ASTAG eine Verlagerungsstrategie vorstellt. Sie und ihre politischen Handlanger tun seit Jahren nichts anderes, als eine effiziente Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene zu verhindern», sagt Fabio Pedrina, Präsident der Alpen-Initiative.

Verfassung und Gesetz gäben unmissverständlich vor: Zwei Jahre nach Eröffnung des Gotthard- Basistunnels dürfen jährlich nur noch 650 000 Lastwagen die Schweiz durchqueren. «Die Verlagerungspolitik ist nicht gescheitert, es hat bislang nur am politischen Willen gefehlt, sie konsequent umzusetzen. Wir haben die Zeit und die Pflicht, das Ziel bis 2018 zu erreichen», sagt Pedrina. Die Zahl von 650 000 Transitfahrten sei direkt aus dem Verfassungsgrundsatz abgeleitet worden und mitnichten eine willkürlich festgelegte Zahl.

(uwb/sda)

Verlagerungsziel verfehlt

Die Verlagerungspolitik des Güterverkehrs durch die Schweiz auf die Schiene funktioniert bisher nicht. Das zeigt ein Blick auf die neusten dazu vorliegenden Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2011. Zwar wurden auf der Schiene in dieser Zeit 13,43 Millionen Tonnen Güter über die Alpen transportiert. Das waren 17,2 Prozent mehr als in der im ersten Halbjahr 2010. Aber auch der Gütertransport auf der Strasse legte um 5,3 Prozent auf 7,51 Millionen Tonnen nochmals zu.

Diese Zahlen zeigen: Das Verlagerungsziel des Bundes bis 2017 höchstens 650 000 Alptransit-Lastwagenfahrten pro Jahr zuzulassen, wird deutlich verfehlt. Schon nach einem halben Jahr wurde dieser Wert mit 647 000 Fahrten praktisch bereits erreicht. Auch das im Güterverkehrverlagerungsgesetz festgeschriebene Zwischenziel von jährlich einer Million Lastwagen ab 2011 wird nicht erreicht.

Güterverkehr bevorzugen

Der Bahngüterverkehr in der Schweiz soll politisch mehr Gewicht erhalten. Neben dem Ausbau der Infrastruktur fordert der Verband der verladenden Wirtschaft (VAP) auch eine schnelle Sanierung von SBB Cargo sowie wettbewerbsfähige Preise bei der Trassenbenutzung.

Der Güterverkehr habe im Vergleich zum Personenverkehr schlechte Wettbewerbsbedingungen, beklagte VAP-Geschäftsführer Frank Furrer am Donnerstag in Zürich vor den Medien. Gegenüber Personen- seien Güterzüge im Verkehr stark benachteiligt. Zudem komme die Erneuerung der Infrastrukturen nur schleppend voran, stellte Furrer weiter fest. Der Güterverkehr zahle aber Trassenpreise, «die in keinem Verhältnis zur angebotenen Leistung stehen».

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