FCB-Sportchef ZbindenMehr rotblaue DNA geht nicht
Der neue FCB-Sportdirektor entdeckte seinen Vorgänger einst in der 2. Liga bei Arlesheim und Matias Delgado in Argentinien.
- von
- E. Tedesco
Jedes Fussballspiel, jede Karriere hat so etwas wie einen Schlüsselmoment. Der von Ruedi Zbinden war wohl jener am 7. November 1973. Als Zuschauer erlebte er einen 6:4-Sieg des FCB gegen Brügge. Er sah wie Ottmar Hitzfeld drei Tore schoss. Karli Odermatt im Mittelfeld Regie führte und im Sturm der Peruaner Teófilo Cubillas zauberte. Das Spiel liess Zbinden nie mehr los – wie auch Rotblau.
Zbinden ist im aargauischen Rheinfelden als Sohn eines Bäckers aufgewachsen. Er absolvierte nach der Schule eine KV-Lehre. Die Gelegenheit als Junior selber für Rotblau zu kicken hatte er zwar, aber er lehnte ab. Er schloss sich dem FC Nordstern an, weil ihn das Angebot reizte. Mit den Kleinbaslern schaffte er es bis in die NLA. Weitere Stationen waren Grenchen, Wettingen und Bellinzona, ehe er 1989 ans Rheinknie zurückkehrte. Im Alter von 35 Jahren gab er seinen Rücktritt als Spieler. Und ausgerechnet seine Nordstern-Vergangenheit stand am Anfang der Erfolgsgeschichte des Scouts Ruedi Zbinden.
Trouvaillen und Millionen für den FCB
Sein damaliger Trainer Konrad Holenstein hatte einen entscheidenden Anteil daran, dass Zbinden gelang, Christian Gimenez von Lugano zum FCB zu transferieren. Für den FCB bedeutete der Wechsel des Goalgetters den Start in eine neue Zeitrechnung mit Titeln und Toren. Für Zbinden in eine Zukunft als Scout. 2001 begann er mit dem Auf- und Ausbau einer Scouting-Abteilung, die dem FCB mehr als nur eine Trouvaille und viele Millionen einbrachte.
Er entdeckte Marco Streller in der 2. Liga in Arlesheim, lockte neben Gimenez auch Julio Hernan Rossi aus Lugano nach Basel. Matias Delgado wurde zur rotblauen Identifikationsfigur. Scott Chipperfield, Franco Costanzo, Caicedo, Eder Balanta, Manuel Akanji – die Liste könnte mit unzählig vielen Namen erweitert werden.
Von Christian Gross gelernt
In den Stadien sitzt er abseits der Logenplätze. Den Spielbeobachter der Basler sieht man hauptsächlich in der Nähe und auf der Medientribüne. Am liebsten ist er allein und will auch nicht angesprochen werden. Nur wenn sein FCB nicht so gut spielt, hört man hin und wieder einen derben Fluch oder einen heftigen Bumms, wenn eine Faust auf das Pult niedersaust. Sein Gespür für Talente hat den FCB auf der ganzen Welt bekannt gemacht. Und ihn auch. Angebote anderer Clubs lehnt er immer ab.
Mittlerweile ist er der zweit-dienstälteste Mitarbeiter des FCB nach Teammanager Gusti Nussbaumer, der seit 1968 als Junior dabei ist. Mehr rotblaue DNA geht nicht. Den Job als Sportdirektor hat er nach eigenen Aussagen im Club-TV aber schon unter Christian Gross und Gigi Oeri gemacht – nur ohne Titel. «In diesen Jahren habe ich viel gelernt, vor allem von Christian Gross. Das hilft mir in der Zukunft.»
Zbinden mag kein Rampenlicht
Er will nur ein kleines Team von höchsten ein, zwei Personen um sich herum aufbauen. Wer diese Leute sein werden, ist noch offen. Ob der bisherige Kaderplaner Remo Gaugler dazu gehört, ist offen. Schnell vorantreiben muss Zbinden die Planung des Kaders für die neue Saison. Dazu will er sich mit Trainer Marcel Koller zusammensetzen. «Das müssen wir so schnell wie möglich anschauen», sagt Zbinden.
Zbinden mag kein Rampenlicht. Aber damit ist es jetzt vorbei. Ab Mittwoch steht er im Schaufenster, wenn er als Nachfolger von Streller offiziell vorgestellt wird. Das Scouting wird intern geregelt. «Ich werde die Abteilung weiter führen, aber nur gezielt ein paar wenige Spiele anschauen», so Zbinden und tauscht den einfachen Schalensitz für einen Logenplatz.