Basel-Stadt: «Mehr Zivilcourage heisst mehr Lebensqualität»

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Basel-Stadt«Mehr Zivilcourage heisst mehr Lebensqualität»

Eine Ausstellung im Historischen Museum will die Bevölkerung spielerisch zu mehr Zivilcourage animieren. Die Stadt sieht darin direkte Konsequenzen für die Lebensqualität.

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cs
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Die Besucher der Ausstellung können im Rahmen der Ausstellung ihre Zivilcourage anhand von sieben Alltagssituationen spielerisch testen.

Die Besucher der Ausstellung können im Rahmen der Ausstellung ihre Zivilcourage anhand von sieben Alltagssituationen spielerisch testen.

HMB
Die Absicht der Veranstalter und der Projektpartner ist es, der Gesellschaft das Thema Zivilcourage näher zu bringen. Sie sehen in der Zivilcourage einen wichtigen Indikator für die Lebensqualität in Basel.

Die Absicht der Veranstalter und der Projektpartner ist es, der Gesellschaft das Thema Zivilcourage näher zu bringen. Sie sehen in der Zivilcourage einen wichtigen Indikator für die Lebensqualität in Basel.

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Jede Entscheidung, die der Besucher trifft, verändert den Verlauf der Situation. Auch wenn der Besucher nichts tut, geht die Szene wie im richtigen Leben einfach weiter - inklusive Konsequenzen.

Jede Entscheidung, die der Besucher trifft, verändert den Verlauf der Situation. Auch wenn der Besucher nichts tut, geht die Szene wie im richtigen Leben einfach weiter - inklusive Konsequenzen.

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Eine Pöbelei im Bus, eine Schlägerei in einer Gasse, Mobbing am Arbeitsplatz oder Zeuge eines rassistischen Übergriffs: Das Historische Museum Basel präsentiert ab dem 11. September die Ausstellung «Zivilcourage – wenn nicht ich, wer dann?». Darin können sich die Besucher in einer interaktiven Szenerie gleich selbst testen: Sie geraten im Rahmen der Ausstellung in sieben unterschiedliche und reale Situationen. Der Betrachter sieht einen Film, etwa mit einer Pöbelei im Bus. Dann muss man entscheiden, ob man beispielsweise eingreift, die Polizei anruft oder nichts unternimmt. Dies kann man anhand von Bewegungen tun, die von Sensoren erkannt werden. Je nach Entscheidungen folgen dann verschiedene Handlungsstränge - am Schluss folgt eine Auflösung. Zudem gibts eine Statistik, wie sich die Personen zuvor in der Szene verhalten haben. «Der Besucher muss entscheiden, was er in welcher Situation tun will. Durch seine Entscheidungen beeinflusst er den Weiterverlauf der Situation. Wie im richtigen Leben läuft die Szene auch weiter, falls man nichts unternimmt», sagt Gudrun Piller vom Historischen Museum Basel. Das Spiel solle den Menschen auch bewusst machen: «Egal ob aktiv oder passiv, zum Handelnden wird jeder.»

«Würde ihnen jemand zu Hilfe kommen?»

Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel-Stadt, sieht in der Zivilcourage eine direkte Verbindung zur hiesigen Lebensqualität, aber auch viele kulturelle Hindernisse:

«Mehr Zivilcourage heisst mehr Lebensqualität», erklärt er. Nur: «Die Frage ist, kann ich mich im Alltag darauf verlassen, dass mir jemand zu Hilfe kommen würde? Interessieren mich meine Mitmenschen oder nicht?» Die schweizerische Kultur funktioniere eher über Diskretion und Sozialabstand. Erst bei gewichtigen Gründen würden wir uns irgendwo einmischen. Bei anderen Kulturen sei das Gegenteil der Fall.

Aus diesem Grund ziele die Kantons- und Stadtentwicklung im öffentlichen Raum darauf ab, einen Ort der Begegnung zu generieren. «Der Umgang miteinander soll gesellschaftlich diskutiert werden», so Kessler. Viele der Spiele im Rahmen der Ausstellung würden auf das Reden miteinander hinauslaufen. Denn je vielfältiger eine Gesellschaft werde, desto mehr müsse man einen gemeinsamen Konsens finden. Erst dann sei man im öffentlichen Raum wirklich frei.

Erzählen sie ihre eigene Geschichte

Ein weiteres Feature der Ausstellung ist die Einbindung von Besuchererlebnissen. Ob von Zuhause aus via Homepage des Museums oder vor Ort am Terminal, kann auf der interaktiven Zivilcourage-Plattform jeder seine eigene Geschichte, ob positiv oder negativ, erzählen.

Die Ausstellung «Zivilcourage – wenn nicht ich, wer dann?» läuft bis am 31. Januar 2016.

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