Ipsach BE«Mein Papa rettet sein ganzes Leben lang Tiere» – und hat schlaflose Nächte
Wilfried Binggeli betreibt seit Jahren den Findeltierpark in Ipsach BE. Er erzählt 20 Minuten, dass Platz und Spenden für die Versorgung der Tiere fehlen.

- von
- Mara Wehofsky
Darum gehts
Der Findeltierpark Ipsach kann kaum noch Tiere aufnehmen.
Der Platz wird knapp und er ist auf Spenden angewiesen.
Mit Futter- und Geldspenden, sowie Patenschaften und Mitarbeit kann geholfen werden.
«Da kriege ich schlaflose Nächte, wenn ich daran denke», sagt Wilfried Binggeli (69) zu 20 Minuten. «Wenn wir sie nicht nehmen, kommen die Tiere zum Metzger», sagt der Tierretter. Auf seinem Findeltierpark in Ipsach finden sich Pferde, Ponys, Meersäuli, Papageien, Schweine und viele weitere gerettete Tiere. Seit 2014 betreibt die Familie den Hof, aber die Situation sei momentan schwierig. Die Tochter von Binggeli, Melanie Binggeli (46), erzählt, dass ihr Vater schon sein ganzes Leben lang Tiere gerettet habe. «Mein Papa kann nur schwer Nein sagen, er liebt die Tiere», sagte sie.
Die Situation werde für den Findeltierpark jedoch immer schwieriger. «Täglich rufen alle möglichen Leute an und wollen ihre Tiere bei uns angeben», so Wilfried. «Die Tiere werden wie Wegwerfware behandelt», sagt er. Es gebe aber kaum noch Platz auf dem Hof.
«Viele wollen aber nicht bezahlen, um ein Tier loszuwerden»
Es melden sich von Privatpersonen bis zu ganzen Zoos, teilweise mit skurrilen Geschichten. «Einmal hat eine Dame uns ihr Schwein gegeben, das sie zwei Jahre lang auf ihrem Balkon aufgezogen hat», sagt die Tochter. Inzwischen nehmen sie für die Abgabe eine Gebühr, um die Kosten zu decken. «Viele wollen aber nicht bezahlen, um ein Tier loszuwerden», sagt sie. Sie haben schon öfters gehört, dass einige die Tiere lieber im Wald aussetzen, als eine Gebühr für die Übergabe zu zahlen. Meldungen zu ausgesetzten Tieren gehen bei der Kantonspolizei Bern allerdings sehr selten ein, wie es auf Nachfrage von 20 Minuten heisst.
Als nächstes kommen drei seltene Ziegen aus der Ostschweiz auf den Hof. «Darauf freuen wir uns schon», sagt die Tochter. Es handle sich um sogenannte Capra-Grigia-Ziegen. Ein Areal werde nun extra für sie umgebaut, «damit sie es auch schön bei uns haben», sagt Binggeli.
«Ich überlege schon aufzugeben»
«Es wird immer schwieriger für uns, ich überlege schon aufzugeben. Die Belastung ist gross und wir sind kein herkömmlicher Zoo», sagt Binggeli weiter. Mit Geld- oder Futterspenden oder Tierpatenschaften könne der Hof unterstützt werden, so Binggeli. «Wir freuen uns auch über Futterspenden wie Heu und Stroh für die Tiere», sagt die Tochter. Wer mithilft, bekommt Essen und zu trinken.
«Unsere Türen sind für alle offen», sagt die Tochter. Der Hof könne kostenlos von acht bis fünf Uhr besucht werden, «man kann die Tiere streicheln, die Kinder können auch die Ponys reiten», sagt Melanie. Mittags werde für das Team und Besuchende frisch gekocht. Im Sommer wird die Reithalle des Hofes für Konzerte genutzt. Als Konzertfotografin kennt Melanie Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Schweiz, die auf dem Hof Konzerte geben.
«Jean Marc Viller, Nico Brina, Phillip Bluedög Gerber und Nicole Wind haben schon bei uns gespielt», sagt sie. Mit dem Geld, was bei den Veranstaltungen zusammen komme, werde Heu und Futter gekauft, Medikamente besorgt, das Areal umgebaut und die Verpflegung der Helfenden bezahlt. Diesen Sommer sollen Pascal Silva und seine Schwester einige Konzerte zu Gunsten des Hofes geben.
Aktivier jetzt den Bern-Push!
Nur mit dem Bern-Push von 20 Minuten bekommst du die aktuellsten News aus der Region Bern, Freiburg, Solothurn und Wallis blitzschnell auf dein Handy geliefert.
Und so gehts: In der 20-Minuten-App tippst du rechts oben auf «Cockpit». Dort auf «Mitteilungen» und dann «Weiter». Dann markierst du bei den Regionen «Bern», tippst noch einmal «Weiter» und dann «Bestätigen». Voilà!
Wir sind auch auf Instagram. Folg uns für Posts, Storys und Gewinnspiele aus der Region – und schick uns deine Bilder und Inputs: 20 Minuten Region Bern.
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.