Ole von BeustMerkel verliert noch ein Zugpferd
Hamburgs erster Bürgermeister Ole von Beust hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er ist bereits der sechste wichtige Mann, der Angela Merkel verloren geht.
- von
- Stefan Lange ,
- AP

Ole von Beust und Angela Merkel.
Das Reiseziel wurde eindeutig verfehlt. Eigentlich sollte der Abstecher der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel nach China und Russland auch ein bisschen der Entspannung dienen. Abstand bekommen vom innenpolitischen Hickhack, das war der Wunsch. Ole von Beust machte ihn zunichte.
Merkel war am Sonntag noch gar nicht wieder auf deutschem Boden zurück, da gab Hamburgs Erster Bürgermeister seinen Rücktritt bekannt. Mit Beust tritt der sechste CDU-Regierungschef in Folge ab, das Regieren wird für Merkel dadurch nicht leichter.
Beusts Rücktritts-Gelüste hatten schon die letzten Tage die Reise der Bundeskanzlerin überschattet. Den Spass an dem fünftägigen Tripp wollte sich die CDU-Vorsitzende aber nicht verderben lassen: Zur Personalie Beust äusserte sie sich offiziell nicht.
Spätestens am Montag wird sie Antworten nicht mehr ausweichen können. Am Vormittag steht eine Sitzung der CDU-Spitze in Berlin auf dem Programm. Unter dem Punkt Verschiedenes muss dann diskutiert werden, was nach den Abgängen von sechs Spitzenleuten innerhalb eines halben Jahres - neben Beust noch Dieter Althaus, Günther Oettinger, Roland Koch, Jürgen Rüttgers, Christian Wulff - zu tun ist, um den Dampfer CDU auf Kurs zu halten.
Verlässlicher Partner
Mit Beust ist ein langjähriger Duzfreund Merkels zurückgetreten. Einer, auf dessen Rat sie sich verlässt, dem sie zuhört, der politisches Gewicht hat. Zwar schimpfte Beust im Oktober vergangenen Jahres heftig auf die Steuerpolitik von Schwarz-Gelb. Aber Merkel griff er dabei nicht direkt an.
Vor wenigen Tagen forderte Beust Merkel auf, «auch mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen». Aber Parteikollegen werteten das als Ausdruck des allgemeinen Politik-Frusts, der sich beim Hamburger Regierungschef aufgestaut hatte, und nicht zwingend als Kritik an der Kanzlerin.
Was er wirklich von der Kanzlerin denkt, brachte Beust in einem Interview einmal so auf den Punkt: «Sie hat ein genaues Ziel, eine konkrete Absicht, und oft moderiert sie so lange, bis sie ihr Ziel durchgesetzt hat. Das ist eine kompetente und vernünftige Form der Führung.»
Bei seiner Rücktrittserklärung erwähnte Beust die Kanzlerin am Sonntag ausdrücklich. «Ich bin Frau Merkel für ihren freundschaftlichen Rat und ihre verständnisvolle Haltung ausgesprochen dankbar», sagte er.