Gesundheitliche Probleme: Mieter wegen Fäkalbakterien seit sechs Monaten ohne Wasser

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Gesundheitliche ProblemeMieter wegen Fäkalbakterien seit sechs Monaten ohne Wasser

Kein Trinkwasser und beim Zähneputzen abgekochtes Wasser verwenden: Das gilt für Mieter einer Überbauung im Kanton Luzern. Die Verwaltung nimmt Stellung dazu. 

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Die Hirschenmatt-Überbauung besteht aus acht Mehrfamilienhäusern mit rund 60 Wohnungen.

Die Hirschenmatt-Überbauung besteht aus acht Mehrfamilienhäusern mit rund 60 Wohnungen.

Privat
Laut der Verwaltung wurden bei einem Gebäude der Überbauung Spuren von Bakterien festgestellt.

Laut der Verwaltung wurden bei einem Gebäude der Überbauung Spuren von Bakterien festgestellt.

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Darum gehts

Mieterinnen und Mieter der Hirschenmatt-Überbauung in Honau LU sind besorgt. «Seit dem Erstbezug Anfang Dezember stimmt mit dem Wasser etwas nicht. Es riecht seltsam und die Kalkablagerungen weisen Verfärbungen auf», erzählt eine Mieterin. Im Januar habe man die Verwaltung informiert. Danach sei zunächst der Brunnenmeister vorbeigekommen, später habe die Verwaltung dann einen Wassertest machen lassen. «Hier kam die Rückmeldung, dass alles gut sei», so die Frau. Weil einige Personen dennoch gesundheitliche Beschwerden hatten, gab eine Mieterin im Mai einen Wassertest in Auftrag. Dabei seien Bakterien und weitere gesundheitsschädigende Stoffe im Wasser festgestellt worden.

Daraufhin habe man den Bericht der Verwaltung geschickt, die anschliessend erneut einen Wassertest durchführen liess und die Mieter und Mieterinnen informierte. In dem Schreiben, das 20 Minuten vorliegt, heisst es unter anderem, dass Bakterien des Typs Enterokokken nachgewiesen wurden, ein Milchsäurebakterium, welches nicht im Trinkwasser vorkommen darf. Das Bakterium könne auf eine fäkale Verunreinigung des Wassers hindeuten und gesundheitliche Beschwerden und Infektionen auslösen. Es wird empfohlen, das Kaltwasser nicht mehr als Trinkwasser zu benutzen. Auch für das Zähneputzen und Duschen bei offenen Wunden oder Erkrankungen des Immunsystems wird abgekochtes Wasser empfohlen. 

Laut der Mieterin sind bisher weder eine Mietzinsreduktion noch eine Schadensersatzzahlung erfolgt. «Die Verwaltung behauptet, dass es sich nicht um eine Notlage handelt und wir deswegen keinen Anspruch hätten.» Das sieht die Frau anders: «Mehrere Personen haben gesundheitliche Probleme. Ich war bereits mehrmals beim Arzt wegen bakteriellen Infektionen. Einige haben zudem verfärbte Haare bekommen.» Auch müssten sie dauernd Wasser kaufen gehen. Ebenso sei das Duschen sehr umständlich. «Ich dusche oft im Fitnessstudio», erzählt die Frau. Die Betroffenen fordern: «Das ist doch kein Zustand. Seit einem halben Jahr werden wir nicht ernst genommen. Die Wasserversorgung muss endlich in Ordnung gebracht werden.»

Ursache für die gemessenen Werte noch unklar

Die Hirschenmatt-Überbauung besteht aus acht Mehrfamilienhäusern mit rund 60 Wohnungen. Laut der Verwaltung wurden bei einem Gebäude der Überbauung Spuren von Bakterien festgestellt. «Die Ursache für die gemessenen Werte kann nicht identifiziert werden und ist Bestandteil der aktuellen Abklärungen», sagt Immobilienbewirtschafter Markus Schilter. Zum Schutz der möglichen betroffenen Anwohner und Anwohnerinnen habe man sich in Absprache mit der örtlichen Wasserversorgung zu einer vorsorglichen Warnung mittels Flugblatt entschieden.

Durch eine erneute Messung durch ein unabhängiges eidgenössisch anerkanntes Labor an verschiedenen Stellen der Überbauung soll nun die einwandfreie Wasserqualität bestätigt werden. Fragen bezüglich Mietzinsreduktionen oder Schadensersatz werde man erst nach Vorliegen der definitiven Auswertungen beantworten können. «Auf jeden Fall werden wir uns an den mietrechtlichen Schranken und an den bisherigen Rechtsprechungen orientieren», so Schilter. 

Wie es bei der Gemeinde Honau auf Anfrage heisst, steht man in Kontakt mit der Verwaltung. Aktuell warte man auf die Validierung der einwandfreien Wasserqualität durch einen zusätzlichen, unabhängigen Partner. Andere Haushalte in der Gemeinde seien nicht betroffen. Der Bevölkerung stehe man bei Fragen zur Verfügung.

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