«Absolute Frechheit»: Migrolino nutzt Stellenabbau bei Sunrise UPC als Werbeslogan

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«Absolute Frechheit»Migrolino nutzt Stellenabbau bei Sunrise UPC als Werbeslogan

«Frischer als der Stellenabbau von UPC-Sunrise», lautet ein Werbespruch von Migrolino. Die für Sunrise UPC zuständige Gewerkschaft ist empört. Migrolino bittet Betroffene um Entschuldigung.

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Ging Migrolino mit diesem Online-Banner zu weit?

Ging Migrolino mit diesem Online-Banner zu weit?

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Als bekannt wurde, dass es bei der Fusion von Sunrise und UPC zu einem grossen Stellenabbau kommen wird, …

Als bekannt wurde, dass es bei der Fusion von Sunrise und UPC zu einem grossen Stellenabbau kommen wird, …

imago images/Andreas Haas
… begann Migrolino mit dem Spruch «Frischer als der Stellenabbau von UPC-Sunrise» zu werben.

… begann Migrolino mit dem Spruch «Frischer als der Stellenabbau von UPC-Sunrise» zu werben.

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Darum gehts

  • Der Stellenabbau bei Sunrise UPC erschien kürzlich in Migrolino-Werbung.

  • Nun erntet das Unternehmen scharfe Kritik.

  • Migrolino bittet um Entschuldigung.

  • Ein automatisiertes System habe das kontroverse Werbebanner generiert.

Migrolino ist mit einem neuen Werbespruch ins Fettnäpfchen getreten: Der Convenience-Anbieter bewarb seine Produkte neuerdings in Online-Bannern als «frischer als der Stellenabbau bei UPC-Sunrise». Einem Leser ist die Werbung aufgefallen und er findet es geschmacklos: «Wie kann man über Stellenabbau Witze machen?»

Sunrise UPC hat vergangene Woche das Konsultationsverfahren für einen Stellenabbau eingeleitet. Um wie viele Stellen es sich genau handelt, ist noch nicht bekannt. Aber es könnte bis zu 1000 Jobs treffen (siehe Box). «Betroffene müssen sich Sorgen um ihren Job machen und dann kommt jemand, der sich von aussen darüber lustig macht», sagt der Leser, der anonym bleiben möchte.

Stellenabbau bei Sunrise UPC

Bis zu 30 Prozent der Belegschaft betroffen

Die Fusion der beiden Schweizer Telecom-Anbieter Sunrise und UPC soll dieses Jahr vollzogen werden. Nun bereitet sich das Unternehmen auf einen Stellenabbau vor. Wie viele Stellen genau abgebaut werden, will der Konzern noch nicht sagen. In einer Mitteilung heisst es: «Sunrise UPC geht davon aus, dass die Anzahl der betroffenen Mitarbeitenden deutlich kleiner sein wird als 30 Prozent der heutigen Anzahl Mitarbeitender.» Sunrise und UPC haben zusammen eine Belegschaft von um die 3000 Personen. 30 Prozent davon wären knapp 1000 Angestellte. «Wichtig ist, dass Sunrise UPC für den Grossteil der Mitarbeitenden bis spätestens Ende Juni ebenfalls eine klare Perspektive hinsichtlich ihrer Funktion im kombinierten Unternehmen aufzeigen kann», schreibt Sunrise UPC weiter. Der ganze Vorgang werde – wie bei derart grossen Fusionen üblich – mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Der Telecom-Konzern gibt dem Leser recht: «Das zeugt von schlechtem Geschmack», sagt Sunrise-Kommunikationschefin Therese Wenger auf Anfrage von 20 Minuten.

Bei der für den Sozialplan von Sunrise UPC zuständigen Gewerkschaft Syndicom ist man ebenfalls empört über den Werbespruch: «Das ist eine absolute Frechheit gegenüber allen, die von diesem Stellenabbau betroffen sind», sagt Geschäftsleitungsmitglied Giorgio Pardini zu 20 Minuten. Gerade in einer Krise, in der viele Leute Angst um ihren Job hätten, sei so ein Werbespruch «verwerflich». Pardini erwartet eine offizielle Entschuldigung von Migrolino an alle Betroffenen.

Dieser Forderung kommt Migrolino nach: «Sollten wir mit unserer Werbung jemanden vor den Kopf gestossen haben, tut uns das sehr leid – das war nie unsere Absicht», sagt Kommunikationschef Christian Prochaska zu 20 Minuten. Die Kritik sei gerechtfertigt: «Das Sujet dieser Werbung ist unpassend, weder frech noch lustig und hätte so nicht veröffentlicht werden dürfen.»

Die Migrolino-Werbung ist Teil einer Kampagne, bei der das Unternehmen Frische mit Aktualität vergleicht. Weitere Sprüche sind etwa «frischer als die neusten Business-Tutorials» und «frischer als die News von heute». Die Werbebanner werden laut Prochaska von einem automatischen System generiert, das aktuelle Schlagzeilen aufnimmt und publiziert.

Eigentlich seien politische oder sensible Themen von der Kampagne ausgeschlossen. Weshalb der Stellenabbau trotzdem in der Werbung landete, kläre man derzeit ab. Das kontroverse Banner habe man sofort zurückgezogen.

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