Coop und Migros: Preisüberwacher kritisiert hohe Preise bei Bio-Produkten

Aktualisiert

Coop und MigrosPreisüberwacher kritisiert hohe Preise bei Bio-Produkten

Ein Bericht, dessen Publikation im Dezember noch gestoppt wurde, zeigte auf, dass Grossverteiler auf Bio-Produkte ungewöhnlich hohe Margen haben. Der Preisüberwacher kritisiert dies.

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Die Grossverteiler Coop und Migros verlangen mutmasslich zu hohe Margen für Bio-Produkte.

Die Grossverteiler Coop und Migros verlangen mutmasslich zu hohe Margen für Bio-Produkte.

Tamedia AG
Damit behindern sie die Entwicklung des Schweizer Bio-Marktes im Allgemeinen, so ein neuer Bericht.

Damit behindern sie die Entwicklung des Schweizer Bio-Marktes im Allgemeinen, so ein neuer Bericht.

Tamedia AG
Hinter dem Bericht steht Preisüberwacher Stefan Meierhans.

Hinter dem Bericht steht Preisüberwacher Stefan Meierhans.

20min/Ela Çelik

Darum gehts

  • Laut einem neuen Bericht schlagen Migros und Coop bei Bio-Produkten besonders hohe Margen drauf.

  • Damit würden sie den Konsumenten und dem Bio-Markt im Allgemeinen schaden.

  • Nun werden Rufe laut, die Wettbewerbskommission einzuschalten.

«Der Preisüberwacher ist mehreren Meldungen zu vermuteten missbräuchlichen Preisen des Detailhandels bei Bio-Lebensmitteln nachgegangen», schreibt Stefan Meierhans in eigener Sache zu einem neu publizierten Bericht über die Preisgestaltung von Bio-Produkten bei Grossverteilern. Das Ergebnis lässt aufhorchen: In vier von fünf Fällen verkaufen Coop und Migros Bio-Produkte mit einem grösseren Aufschlag als vergleichbare konventionelle Produkte – und verteuern sie so unnötig. «Dies lässt auf einen gewissen Spielraum bei der Preissetzung einzelner Produkte schliessen», heisst es im Bericht.

Die Bio-Margen liegen laut Meierhans etwa in den Niederlanden ausnahmslos tiefer: «Das ist ein Indiz dafür, dass das wenig wettbewerbsintensive Umfeld in der Schweiz dazu beiträgt, dass Bio-Produkte stärker verteuert werden, weil sie eine extra hohe Marge zu tragen haben.» 

Die im Vergleich hohen Margen der beiden Schweizer Detailhandel-Giganten – Migros und Coop decken 80 Prozent des Lebensmittelhandels in der Schweiz ab – ermöglichten es diesen, «Betriebsgewinne zu erzielen, die deutlich höher sind als in Vergleichsländern», schreibt Meierhans. Er stützt so die Vermutung, dass Migros und Coop ihre Marktmacht ausnutzen, um hohe Margen zu erzielen – und damit auch den Bio-Markt negativ beeinflussen.

Forderungen nach der Weko werden laut

Meierhans schreibt dazu im Newsletter, der Bericht werfe offene Fragen auf. Um diese zu beantworten, werde er das Thema «unter ständige Beobachtung stellen und weiterverfolgen». Allenfalls könnte er auch an die Wettbewerbskommission (Weko) gelangen. Dies fordert auch die Stiftung Konsumentenschutz. Geschäftsleiterin Sara Stalder: «Die Situation in der Schweiz präsentiert sich sehr zum Nachteil der Konsumentinnen und Bauern, was die Marktsituation, die Preise und die Margen betrifft.» Und weiter: «Die Weko als die zuständige Behörde muss ihre Arbeit machen und Coop und Migros auf die Finger schauen.» 

Wie hoch die Margen der Grossverteiler wirklich sind, ist nicht transparent. Ein Migros und Coop von Meierhans vorgelegter Vorschlag zur Selbstverpflichtung, die Margen bei Bio-Produkten an die der konventionellen Produkte anzubinden, wurde von diesen abgelehnt. Die Publikation des Berichts war noch im Dezember von Anwälten der Migros gestoppt worden. Im nun erschienenen Bericht sind Passagen geschwärzt worden, aus denen wohl Einzelheiten zu den Margen ersichtlich gewesen wären.

Coop und Migros wehren sich gegen Vorwürfe

In einer Stellungsnahme wehrt sich Coop gegen die Vorwürfe. Man fördere als Pionierin mit ihrem Bio-Angebot seit bald 30 Jahren nachhaltig den Bio-Konsum in der Schweiz und habe Bio in dieser Breite überhaupt erst ermöglicht. Mit der Knospe der Bio Suisse setze das Unternehmen ausserdem auf die strengste Bio-Richtlinie der Welt.

Der vom Konsumentenschutz vorgeschlagene fixe Preisaufschlag für Bio-Produkte sei derweil laut dem Detailhändler nicht umsetzbar. «Er trägt den effektiven Kosten aller Beteiligter keine Rechnung und wäre ein unzulässiger Eingriff in die Wettbewerbsfreiheit. Die Vielfalt an Bio-Produkten und damit die Stärke der biologischen Schweizer Landwirtschaft würde verloren gehen. Euro-Bio-Produkte würden Schweizer-Bio-Produkte langfristig in eine Nische drängen», prognostiziert Coop.

Auch die Migros wehrt sich gegen die Vorwürfe der Preisüberwacher. So seien die Marge bei Labelprodukten nicht höher ist als bei konventionell hergestellten Artikeln. Ausserdem sei die  Produktion von Lebensmitteln im Label-Bereich viel teurer, als bei anderen Produkten . Wer Label-Produkte kaufe, erhalte dafür einen Mehrwert. Insgesamt seien die Gewinnmargen im Detailhandel «ausgesprochen dünn» und beliefen sich bei der Migros insgesamt auf 2,3 Prozent. 

(trx)

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