Migros ersucht beim Bund um Genehmigung für Laborfleisch

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Labor statt StallMigros will Laborfleisch in Läden bringen – jetzt muss Bund entscheiden

Fleisch ohne Tierleid: Die Migros hat gemeinsam mit einem israelischen Start-up beim Bund um eine Bewilligung ersucht, Rindfleisch aus der Retorte verkaufen zu dürfen.

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Dieses Rindersteak ist von A bis Z im Labor entstanden.

Dieses Rindersteak ist von A bis Z im Labor entstanden.

Aleph Farms
Laut einer Umfrage könnten sich 74 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer vorstellen, in-Vitro-Fleisch zu essen.

Laut einer Umfrage könnten sich 74 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer vorstellen, in-Vitro-Fleisch zu essen.

Aleph Farms
In einem Versuch wurde sogar auf der Raumstation ISS Laborfleisch mit Hilfe eines Scanners hergestellt.

In einem Versuch wurde sogar auf der Raumstation ISS Laborfleisch mit Hilfe eines Scanners hergestellt.

Aleph Farms

Darum gehts

  • Seit Jahren beschäftigen sich Forschung und Industrie mit der Produktion von Laborfleisch.

  • Nun haben ein führendes Unternehmen und die Migros gemeinsam ein Gesuch um Zulassung von In-vitro-Steaks gestellt.

  • Die Produktion von Fleisch im Labor soll etliche Vorteile mit sich bringen.

Wenn es nach der israelischen Firma Aleph Cuts geht, sollen in naher Zukunft die «weltweit ersten kultivierten Rindersteaks» unter dem Namen Aleph Cuts auf den Schweizer Markt kommen. Das Unternehmen hat mit der Schweizer Partnerin Migros beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ein entsprechendes Gesuch eingereicht, wie der «Schweizer Bauer» auf Grund einer Meldung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA schreibt. Damit könnten die Konsumentinnen und Konsumenten guten Gewissens Steaks auf den Teller packen, die sowohl ressourcenschonend als auch ohne jegliches Tierleid produziert wurden.

Die Migros sieht im Bereich der kultivierten Fleischprodukte «ein grosses Marktpotential, das den weltweit steigenden Fleischkonsum nachhaltig decken könne», hatte sie bereits 2019 bekanntgegeben, als die Zusammenarbeit mit Aleph begann. Die Migros könne mit der Beteiligung zum einen die Entwicklung in der «alternativen Fleischproduktion» mitgestalten. Andererseits könne sie das Fachwissen des Migros-eigenen Fleischverarbeiters Micarna einbringen und dem zellbasierten Fleisch einen breiten Marktzugang ermöglichen, heisst es.

«Gemeinsam haben Aleph und Migros seither umfangreiche Verbraucherforschung in der Schweiz betrieben und sich mit den Feinheiten der regulatorischen Landschaft des Landes für neuartige Lebensmittel auseinandergesetzt», heisst es. Laut einer von Aleph Farms und Migros gemeinsam durchgeführten Studie sind 74 Prozent der schweizerischen Verbraucher offen für kultiviertes Fleisch.

Nicht vor 2030 in den Läden

Bis die Retorten-Steaks in den Fleischtheken der Migros liegen, dürften allerdings noch ein paar Jahre ins Land gehen. Wenn die Bewilligung vom Bund vorliegt, würde das Produkt wohl zuerst in der gehobenen Gastronomie angeboten. Vor 2030 werde es kaum möglich sein, kultiviertes Fleisch im Einzelhandel zu kaufen, wird Migros-Sprecher Tristan Cerf zitiert.

Wie hoch ist dein Fleischkonsum?

Zelluläre Landwirtschaft könne zusammen mit nachhaltiger Tierhaltung dazu beitragen, die Versorgung der schweizerischen Bevölkerung mit tierischen Proteinen und Fetten robuster und stabiler zu gestalten, heisst es in einer Mitteilung, die über die Agentur Business Wire verbreitet wurde. Zudem könne die Akzeptanz bei den schweizerischen Konsumenten, die für ihre qualitätsbewusste Haltung bezüglich Lebensmitteln bekannt sind, dazu beitragen, dass die Bedeutung von kultiviertem Fleisch weltweit weiter zunimmt.

«Petit Steak» aus Zellen einer Black-Angus-Kuh

Das 2017 gegründete Unternehmen Aleph Cuts hat 2018 das weltweit erste kultivierte dünn geschnittene Rindersteak, 2021 das weltweit erste kultivierte Ribeye-Steak und 2022 kultiviertes Kollagen auf den Markt gebracht. Unter seiner Produktmarke Aleph Cuts bringt das Unternehmen als erstes Produkt das «Petit Steak» auf den Markt, das aus nicht modifizierten Zellen einer hochwertigen Black-Angus-Kuh gezüchtet wird.

Kultiviertes oder In-vitro-Fleisch ist das Ergebnis von Gewebezüchtung mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Massstab im Labor herzustellen. Es ist ein Hoffnungsträger dafür, sowohl die Umweltverträglichkeit der Fleischproduktion als auch die Ernährungssicherheit zu steigern. Neuere Studien zweifeln allerdings an, ob die vollmundigen Versprechungen der Laborfleisch-Hersteller bezüglich Nachhaltigkeit und CO2 eingehalten werden können.

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(trx/AFP)

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