Millionen fuhren wieder zur Arbeit
Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone nahm gestern demonstrativ die U-Bahn zum Büro. Viele taten es ihm gleich, aber nicht alle: Manche stiegen aufs Taxi oder aufs Velo um.
«Wir gehen zur Arbeit, das Leben geht weiter», sagte Livingstone, als er mit der «Tube» zum Rathaus fuhr. «Eine kleine Gruppe Terroristen kann uns nicht zwingen, unsere Lebensgewohnheiten zu ändern.»
Millionen Menschen fuhren gestern wieder mit Bus und U-Bahn – viele allerdings mit einem mulmigen Gefühl. Die meisten Linien verkehrten wieder im normalen Takt, nur die Circle Line war geschlossen.
Weil die Geheimdienste davon ausgehen, dass die Täter vom Donnerstag noch am Leben sind und neue Anschläge planen könnten, wurden die Pendler gebeten, besonders wachsam zu sein.
Aus Terror-Angst bevorzugen zahlreiche Londoner das Fahrrad als Transportmittel: Velogeschäfte verzeichnen Absatzrekorde. Die Kette Evans Cycles verkauft viermal mehr Drahtesel als sonst. Auch Veloverkäufer Grant Young profitiert vom Boom, sagt jedoch: «Es ist schön, wenn man Räder verkaufen kann – aber lieber unter anderen Umständen.»
Premierminister Tony Blair hat gestern erstmals vor dem Parlament zu den Terroranschlägen Stellung genommen: «Mit Abscheu stehen wir vor diesem mörderischen Massaker unter
Unschuldigen», sagte er und lobte die «Gelassenheit und Widerstandsfähigkeit» der Londoner.