Bürgerkrieg im JemenMillionen Menschen droht Hungertod – die Schweiz spendet 14 Mio. Franken
Familien schlafen unter Ästen. Jungs müssen sich bewaffneten Gruppen anschliessen, Mädchen sich prostituieren: Das Leid der Menschen im Jemen ist riesig. Die Schweiz stellt 14 Millionen Franken für die humanitäre Hilfe bereit.
Darum gehts
400’000 Kinder sind im Jemen akut unterernährt.
Im Jemen wütet seit 2015 ein Bürgerkrieg.
Millionen Menschen droht der Hungertod.
Die Vereinten Nationen fürchten eine grosse Hungersnot im Bürgerkriegsland Jemen. Schon jetzt seien fast 50’000 Menschen dem Hungertod nahe, berichtete das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Montag. 400’000 Kinder unter fünf Jahren seien akut unterernährt und könnten ohne dringende Hilfe bald sterben. Um die Menschen zu retten und Millionen weitere vor einer ähnlich prekären Situation zu bewahren, brauchen die Vereinten Nationen in diesem Jahr 3,85 Milliarden Dollar (3,15 Milliarden Euro). Möglichst viel davon sollte an diesem Montag bei einer virtuellen Geberkonferenz zusammenkommen.
Schweiz spendet 14 Millionen Franken
An der Geberkonferenz bekräftigte Bundesrat Ignazio Cassis die Unterstützung der Schweiz zugunsten der jemenitischen Bevölkerung. Er rief zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf und sprach sich gleichzeitig für den Friedensprozess unter der Leitung der UNO aus. «Wir müssen Ansätze für eine dauerhafte Lösung entwickeln, um den Menschen im Jemen eine Zukunftsperspektive zu geben. Dafür braucht es eine enge Verknüpfung der Massnahmen in den Bereichen humanitäre Hilfe, Entwicklung, Menschenrechte und Frieden», sagte er.
Die Schweiz sagte 14 Millionen Franken zu, mit denen die Arbeit mehrerer humanitärer Organisationen wie des IKRK und des Welternährungsprogramms der UNO unterstützt werden soll. Die Unterstützung der Schweiz konzentriert sich auf die Bereiche Wasser und sanitäre Anlagen, Ernährungssicherheit und Schutz von Zivilpersonen.
Deutschland beteiligt sich mit 200 Millionen Euro an Hilfen. Bundesaussenminister Heiko Maas kündigte an, dass auch Berlin die Mittel für das Land aufstocken wolle. «Heute geht es nicht nur darum, im Jemen eine akute Hungersnot abzuwenden. Neue blutige Kämpfe um Marib, Cholera- und Polio-Ausbrüche, Heuschreckenplagen – die Not der Menschen sprengt jede Vorstellungskraft», erklärte der SPD-Politiker vor der Konferenz. «Heute werden wir noch einmal mit einer substanziellen neuen Hilfszusage vorangehen und eindringlich dafür werben, dass andere es uns gleich tun.» Hoffnung auf echte Besserung gebe es jedoch nur, wenn es endlich gelänge, die Kämpfe zu stoppen.
«Kindsein im Jemen ist eine besondere Hölle», sagte UN-Generalsekretär António Guterres vor dem Auftakt. «Der Krieg schluckt eine ganze Generation von Jemeniten. Wir müssen ihn jetzt beenden und uns sofort um die enormen Folgen kümmern.»
Jemen seit 2015 im Bürgerkrieg
Im Jemen tobt seit 2015 ein Bürgerkrieg. Ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis kämpft an Seite der Regierung gegen die vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen, die 2014 die Hauptstadt Sanaa überrannten und wichtige Einrichtungen besetzten. Durch Bombardierungen und Gefechte sind nach UN-Angaben 3,6 Millionen Menschen vertrieben worden. Friedensbemühungen scheitern seit Jahren.
Nach Angaben des UN-Nothilfebüros sind 2,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung bedroht, so viele wie nie zuvor. 16 der 29 Millionen Einwohner brauchen Nahrungsmittelhilfe. Die Situation hat sich 2020 durch neue Kämpfe und die Corona-Krise verschärft. Zusätzlich konnte mangels Geld deutlich weniger Menschen geholfen werden als nötig. Insgesamt kamen 2020 an Spenden nur 1,9 Milliarden Dollar zusammen, 56 Prozent des benötigten Bedarfs.