Amoklauf: Mindestens 16 Tote bei Schulmassaker

Aktualisiert

AmoklaufMindestens 16 Tote bei Schulmassaker

Die traurige Bilanz bisher: Neun Schüler, drei Lehrerinnen und drei Passanten sowie der 17-jährige Täter kamen ums Leben. Der Täter hat sich höchstwahrscheinlich selbst gerichtet.

Wieviele Todesopfer der Amoklauf von Winnenden gefordert hat, ist derzeit unklar: Eine Meldung, wonach eine Schülerin am Nachmittag im Spital ihren Verletzungen erlegen sei, wurde inzwischen von einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft dementiert.

Der 17-jährige T.K. hat in der Albertville-Realschule in Winnenden und auf der Flucht mindestens 15 Menschen getötet, ehe er von der Polizei nach einer Verfolgungsjagd gestellt wurde. Zuvor hatte er etwa 50-mal gefeuert. Der Amokläufer von Winnenden hat sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft Stuttgart wahrscheinlich selbst getötet.

Laut Angaben des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger ist der Amokläufer von Winnenden bei einer Schiesserei im vierzig Kilometer entfernten Wendlingen von der Polizei erschossen worden. Insgesamt tötete der Amokläufer 15 Menschen, bestätigte Innenminister Heribert Rech.

Der Amoklauf startete in der Albertville-Realschule in Winnenden. Um 09:30 Uhr sei dort der schwarz gekleidete Attentäter T. K. aufgetaucht und gezielt in zwei Klassenzimmer gegangen, wo er wild um sich geschossen habe, bestätigt die Polizei.

Zehn Schüler im Alter von 16 bis 17 Jahren und drei Lehrer sollen innerhalb der Schule getötet worden sein. Auf der Flucht erschoss der 17-Jährige einen weiteren Menschen auf dem Gelände der an die Schule angrenzenden psychiatrischen Kliniken. Die genaue Zahl der Verletzten stand zunächst nicht fest.

Anschliessend zwang er einen Autofahrer, ihn in Richtung Wendlingen zu fahren, liess ihn aber unterwegs aussteigen und fuhr selbst weiter. Er hielt an einer Bundesstrasse nahe einer Autobahnauffahrt an, lief zu einem Autohaus und erschoss dort zwei Passanten. Dort kam es auch zum Schusswechsel zwischen Polizei und Täter, wie ein Polizeisprecher in Waiblingen weiter mitteilte.

Ex-Schüler

Der mutmassliche Täter stammt Polizeiangaben zufolge aus Weiler zum Stein, das zu Leutenbach gehört, einem Nachbarort von Winnenden. Der Vater sei Mitglied in einem Schützenverein und besitze deshalb legal 16 Schusswaffen, eine davon sei bei einer Hausdurchsuchung des Elternhauses nicht gefunden worden.

«Ein Amoklauf in Reinkultur»

Über den 17-Jährigen sagte Kultusminister Helmut Rau (CDU): «Er war nie auffällig. Er hatte 2008 seinen Abschluss an der Realschule gemacht und hatte jetzt eine Ausbildung begonnen.» Landespolizeipräsident Erwin Hetger sagte: «Es war ein Amoklauf in Reinkultur. Er ist mit einer Waffe in die Schule rein und hat dann das Blutbad angerichtet. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Innenminister Rech (CDU) zeigte sich ungläubig: «Das Ausmass des Geschehens ist nicht fassbar».

Notruf ging um 09.33 Uhr ein

Die Polizei erhielt den ersten Notruf um 09.33 Uhr. Kurze Zeit später seien zwei Interventionsteams vor Ort gewesen, sagte der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech an einer Pressekonferenz. Der Täter befand sich seinen Angaben zufolge bereits auf der Flucht, als die Polizei eintraf. Das Tatgeschehen sei «äusserst dynamisch» gewesen. Man befinde sich daher erst am Anfang der Ermittlungen.

Das Schulzentrum im Rems-Murr-Kreis war bereits kurz nach der Tat weiträumig abgesperrt, alle weiteren Schulen des Ortes wurden zunächst unter Polizeischutz gestellt. Die Realschule ist zusammen mit einem Gymnasium in einem Schulzentrum mit insgesamt 1000 Schülern untergebracht. Beide Schulen wurden geräumt. Die Schüler wurden nach Angaben des Innenministeriums medizinisch und psychologisch betreut.

Winnenden liegt rund 20 Kilometer nördlich von Stuttgart und hat rund 27 500 Einwohner. Die Realschule ist zusammen mit einem Gymnasium in einem Schulzentrum mit insgesamt 1000 Schülern untergebracht.

(Video: YouTube)

Erinnerungen an Erfurt und Waiblingen

Die Bluttat ruft Erinnerungen an andere Amokläufe in deutschen Schulen hervor: Im August 2002 tötete ein 19-Jähriger am Erfurter Gutenberg-Gymnasium bei einem Amoklauf binnen zehn Minuten 16 Menschen und sich selbst.

Nur gerade zehn Kilometer von Winnenden entfernt kam es vor sieben Jahren zu einem Geiseldrama, das glimpflich ausging. Am 18. Oktober 2002 war ein 16-jähriger ehemaliger Schüler mit einer Luftpistole und einer schusssicheren Weste ausgestattet in den EDV-Unterricht der sechsten Klasse der Waiblinger Friedensschule gegangen.

Er nahm vier Schüler im Alter von elf bis 14 Jahren als Geiseln, die anderen und die Lehrerin liess er frei. Der Täter forderte eine Million Euro. Nach stundenlanger Verhandlung liess er seine Geiseln frei.

(mlu/sda/ap)

(dapd)

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