Wunder in ChileMinenbesitzer will nicht schuld sein
Aufatmen in Chile: Die vor mehr als zwei Wochen verschütteten 33 chilenischen Bergleute sind alle noch am Leben. Nun gerät der Besitzer der Mine unter Beschuss.
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33 Bergarbeiter sind seit dem 5. August nach einem Felssturz in der Kupfermine San José verschüttet – und leben noch. Die Mine in Chiles Atacama-Wüste gehört dem Bergbaukonzern San Esteban. Dessen Besitzer Alejandro Bohn wird nun als Hauptverantwortlicher für das Unglück gehalten. Sein Bergwerk war aus Sicherheitsgründen 2007 geschlossen, ein Jahr später aber wieder geöffnet worden. Staatspräsident Sebastián Piñera hatte noch am Samstag versprochen, dass die Verantwortlichen für die Tragödie nicht straffrei ausgingen.
«Das war eine Katastrophe», gab Minenbesitzer Bohn am Sonntag vor den Medien zu. «Aber jetzt muss es uns freuen zu wissen, dass es unseren Arbeiter gelungen ist, sich in Sicherheit zu bringen und sich in einem Schutzraum zu versammeln.» Die Polemik, die Tage zuvor entstanden war, weil die Pläne der Mine angeblich sehr ungenau gezeichnet sind, wollte er nicht kommentieren: «Wir haben unsere Pläne immer zu Verfügung gestellt – die Vermessungen sind korrekt.»
In Santiago statt am Unglücksort
Das stimme überhaupt nicht, entgegnet Vincenot Tobar, ehemaliger Sicherheitsverantwortlicher des Konzerns San Esteban, im Interview mit ADN Radio Chile. «Ich glaube, dass dort nie Vermessungen gemacht wurden, weil Bohn dazu nicht in der Lage war. Er hätte einen Assistenten gebraucht, aber dafür nicht das nötige Geld erhalten.» Tobar kündigte seine Stelle im November 2009. Auch die Fakten geben Tobars Aussagen Recht: Mehrere Versuche, mit den Verschütteten Kontakt aufzunehmen, waren gescheitert: Die Arbeiter waren nicht dort, wo sie vermutet wurden.
Gleichzeitig wurde Bohn hart dafür kritisiert, dass er während den bisherigen Bergungsarbeiten in der Hauptstadt Santiago verweilte – 800 Kilometer vom Drama entfernt. «Ich habe die Aufgaben aus Santiago organisiert», rechtfertigte sich Bohn. «Aber die Bergung ist sehr kompliziert und meine Firma ist in unter Druck geraten.» Ausserdem sei es nicht der richtige Moment, um sich die Schuld am Unglück zuzuschieben.