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GriechenlandMini-Insel quillt über

Die 140-Seelen-Insel Agathonisi im äussersten Osten der griechischen Ägäis hat sich angesichts des Zustroms von Bootsflüchtlingen mit einem dramatischen Hilfsappell an die Regierung in Athen gewandt.

«Wir können nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen. Es reicht», sagte der Bürgermeister der Eilands, Evangelos Kottoros, am Mittwoch im griechischen Radio. Seit Monaten kämen auf der nur knapp 14 Quadratkilometer grossen Insel täglich bis zu 40 Bootsflüchtlinge aus der Türkei an.

Mehr Flüchtlinge als Einheimische

«Wir haben kein Geld mehr, um diesen Menschen zu helfen. Es gibt Tage, an denen mehr Flüchtlinge als Einheimische da sind», fügte Kottoros hinzu.

Seit Jahresbeginn seien auf Agathonisi fast 3500 «Illegale» aufgegriffen worden. «Viele dieser Menschen sind krank. Der einzige Arzt auf der Insel Agathonisi kann ihnen nicht helfen», sagte der Bürgermeister. «Wir senden ein Notsignal! Seuchen könnten ausbrechen!»

Einheimische verlassen Insel

Viele Einheimische hätten die Insel wegen des Flüchtlingsproblems bereits verlassen. «Es gibt Fälle, wo diese armen Menschen (Bootsflüchtlinge) in unsere Häuser eindringen, auf der Suche nach Essen», fügte Kottoros hinzu.

Die Behörden holten die Migranten nur schleppend ab, klagte der Bürgermeister. Die grössere Nachbarinsel Patmos hat sich bereits abgeschottet: Sie nimmt seit September keine Flüchtlinge mehr von umliegenden Inseln auf.

So müssen die auf Agathonisi landenden Bootsflüchtlinge direkt zum Festland nach Piräus gebracht werden. Doch es dauert in vielen Fällen mehrere Tage, bis ein Schiff zur Verfügung steht.

146 000 illegale Zuwanderer aufgegriffen

Insgesamt griffen die griechischen Behörden im letzten Jahr 146 000 illegale Zuwanderer auf. In ihrer Mehrheit kamen sie nach Angaben des griechischen Innenministeriums aus der Türkei.

Zudem wurden 2211 Schleuser festgenommen und der Justiz vorgeführt. Die griechische Aussenministerin, Dora Bakogianni, hat bereits angekündigt, Athen werde das Thema der illegalen Migration auf der Tagesordnung des nächsten Gipfeltreffens der EU setzen.

Mittlerweile ist jeder zehnte in Griechenland lebende Mensch ein nicht EU-Ausländer. Im Lande leben Schätzungen nach rund 1,2 Millionen Einwanderer. Rund 800 000 davon verfügen über eine Aufenthalterlaubnis. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Albaner.

Das grösste Problem seien die rund 400 000 «Illegalen», die mehrheitlich aus asiatischen und nordafrikanischen Staaten stammen und auf eine Gelegenheit warten, über griechische Häfen nach Italien und danach nach Westeuropa zu kommen. (sda)

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