Ehe in der TürkeiMinisterin will minderjährige Braut retten
Die 15-jährige Sehnaz aus Anatolien sollte zwangsverheiratet werden. Doch diese drohte in der Zeitung mit Selbstmord. Jetzt nimmt sich die türkische Familienministerin persönlich der Kinderbraut an.
- von
- kub

Die Familienministerin Fatma Sahin will sich für Sehnaz einsetzen.
Die junge Sehnaz hat ihren Hilferuf laut der Nachrichtenagentur AFP am Montag in der Zeitung «Milliyet» platziert. Mit nur 15 Jahren wollen ihre Eltern sie mit ihrem Cousin verheiraten, der in zwei Monaten vom Wehrdienst suspendiert werde. Das wolle sie auf keinen Fall, berichtete sie der Zeitung verzweifelt. Das Mädchen aus dem südanatolischen Dorf Sanliurfa drohte sogar mit Selbstmord, falls es – wie vom Vater gewünscht – die Schule verlassen müsse. Sehnaz sei eine sehr erfolgreiche Schülerin und wolle sich später zur Polizistin ausbilden lassen, schreibt «Milliyet».
Der verzweifelte Hilferuf drang bis in höchste Regierungskreise in Ankara. Die türkische Familienministerin Fatma Sahin hat sich jetzt des Falls Sehnaz angenommen. Sie hat versprochen, sich um Sehnaz zu kümmern und notfalls «persönlich mit der Familie zu sprechen», wird sie auf «Welt Online» zitiert. Vorerst mögen sich allerdings die lokalen Behörden um das Mädchen kümmern.
Heirat unter 18 Jahren üblich
Sahins Engagement hat einen Grund. 15-Jährige zu verheiraten ist in der Türkei verboten. Das Mindestalter liegt bei 17 Jahren. Wenn die Eltern einverstanden sind, kann es auch 16-jährige Bräute geben. Einer Studie zufolge sind sogar bei 37 Prozent aller Heiraten die Bräute jünger als 18 Jahre. So hat sogar der türkische Staatspräsident Abdullah Gül seine Frau Harünissa geheiratet, als diese 15 Jahre alt war. Diese war mit der Heirat angeblich einverstanden, weshalb die türkische Familienministerin Sahin solche Ehen grundsätzlich nicht verurteilt.
Doch im Fall Sehnaz ist es anders. Das Mädchen ist nicht einverstanden. Es bleibt zu hoffen, dass die Politikerin die Eltern von Sehnaz umstimmen kann.