Projekt 2700 Zürich–MoskauMinus 20 Kilo – so habe ich mich schlank gegessen
Nussgipfel, Cremeschnitte und Glace: Wie sich Ernährungsdiagnostiker Jürg Hösli für die Fahrt nach Moskau um über 20 Kilo schlanker gegessen hat.
- von
- Jürg Hösli

Für die über 2700 Kilometer lange Velofahrt hat sich Jürg Hösli in Form gegessen.
Verzicht ist die grösste Dummheit beim Abnehmen und treibt viele Menschen immer wieder in den Jo-Jo-Effekt. Sie wollen alles strikt umsetzen und ändern nicht den Lebensstil. Sie versuchen einen zwanghaften Kampf gegen die Waage anzutreten. Oft wird vergessen, dass wir keine Roboter sind, sondern Menschen. Genuss gehört zu unserem Leben dazu. Genau hier kommen wir zum nächsten wichtigen Punkt meiner Ernährungsumstellung: Was muss ich anpassen, wenn ich mehr Sport mache?
Der allergrösste Fehler, der leider immer wieder propagiert wird, ist, die Trainings «nüchtern» zu absolvieren. Es werde deutlich mehr Fett verbrannt, lautet die Aussage. Es ist richtig, dass der Körper während des Trainings etwas mehr Fett verbrennt, aber über den Rest des Tages deutlich weniger. Warum? Was fatal ist: Wer nicht die Fitness eines Leistungssportlers hat und keine Kohlenhydrate während dem Training zuführt, verbrennt automatisch mehr Eiweiss. Er reduziert wichtige regenerative Prozesse im Körper und senkt bei sehr häufigen und intensivem Training den Sauerstofftransport.
Scheitern am eigenen Perfektionismus
Es ist aber dieser Sauerstofftransport, welcher über den Rest des Tages die Fettverbrennung anheizt. Ein gesenkter Sauerstofftransport verursacht noch mehr: Der Schlaf wird verschlechtert, ebenfalls die Verdauung, er lässt uns dünnhäutig werden, der innere Schweinehund wird immer grösser und die Lust auf Süsses und Heisshunger insbesondere am Abend wird immer grösser. Wir trainieren mehr und werden immer dicker, der eigene Perfektionismus mit dem «Kohlenhydrate weglassen» lässt uns scheitern und dies kennen viele von uns!
Was habe ich gemacht? In meinen Trainingsstunden habe ich frisch und fröhlich Kohlenhydrate zugeführt und mein Körper hat es mir gedankt. Während des Radfahrens oder Krafttrainings waren das isotonische Getränke, Riegel oder Gels. Selbstverständlich habe ich auch oft Glace, Nussgipfel, Cremeschnitten oder Schokolade gegessen. Denn das Leben soll Spass machen. Genuss hindert die Leistung nicht, sondern unterstützt sie zusätzlich! Zucker wird zum Feind der Gesundheit, wenn wir diesen nicht direkt verbrennen – aber dies tun wir, wenn wir trainieren.
Schlank mit Schoggi und Nussgipfel
Da ich meinen Körper regelmässig bei uns im Institut durchcheckte, sah ich diesen Effekt auch in Zahlen. Mein Sauerstofftransport stieg vom letzten September bis zum März um 30 Prozent, heute sind es rund 50 Prozent mehr. Mehr Sauerstoff heisst auch mehr Leistung, mehr Regeneration, besseren Schlaf und vor allem auch bessere Fettverbrennung! Wir hatten im Labor zu Beginn einen Tagesumsatz ohne Sport von rund 2000 kcal gemessen, mittlerweile komme ich nicht mehr unter 3000 kcal aus und nehme weiter sehr gut ab. In dieser Woche sind es nun 20,5 Kilogramm, die ich in dieser Zeit losgeworden bin – und dies mit über 50 Prozent mehr Kalorien.
Ich esse mich schlank und das auch mit Schokolade und Nussgipfel während dem Training. Ist das nicht cool?
Wichtigste Merkpunkte sind:
· Wenn ich über zwei Stunden trainiere, sollte ich unbedingt Kohlenhydrate während des Trainings zuführen.
· Wenn meine Beine müde sind, dann führe ich ebenfalls Kohlenhydrate zu.
· Wenn ich am nächsten Tag ein intensives Training habe oder ein langes Grundlagenausdauertraining, nehme ich auch Kohlenhydrate zu einem lockeren Training.
· Wenn meine Beine gut sind und ich am nächsten Tag einen Regenerationstag habe, kann ich die Kohlenhydrate weglassen.
· Wer schlecht schläft, der sollte Kohlenhydrate am Abend erhöhen.
Im nächsten Beitrag werde ich auf Trainingsformen eingehen und wie ich diese mit der Ernährung lenken kann.

Jürg Hösli ist Ernährungswissenschaftler, Querdenker und greift gerne kontroverse Themen aus Sport, Psychologie und Ernährung auf. Nun will er in 11 Tagen auf dem Racebike vom Paradeplatz in Zürich bis zum Roten Platz in Moskau fahren. Sein Projekt 2700 startet am 15. September. Hösli ist Begründer der Ernährungsdiagnostik und der Schule für Ernährungsdiagnostik Erpse in Winterthur. Für 20 Minuten schreibt er unter dem Namen Futterpapst Kolumnen.