Vorwurf Amtsmissbrauch: Misshandelten Polizisten auf Wache Schwarzfahrer?

Aktualisiert

Vorwurf AmtsmissbrauchMisshandelten Polizisten auf Wache Schwarzfahrer?

Sechs Berner Polizeibeamte sollen 2011 ihr Amt missbraucht und unverhältnismässig viel Gewalt eingesetzt haben. Sie müssen sich nun vor dem Regionalgericht verantworten.

von
kaf
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Seit Montag standen sechs Berner Polizisten vor dem Obergericht Bern.

Seit Montag standen sechs Berner Polizisten vor dem Obergericht Bern.

20 Minuten/ct
Sie waren wegen Amtsmisshandlung und einfacher Körperverletzung angeklagt. Am Mittwoch hat der Richter die Ordnungshüter freigesprochen.

Sie waren wegen Amtsmisshandlung und einfacher Körperverletzung angeklagt. Am Mittwoch hat der Richter die Ordnungshüter freigesprochen.

20 Minuten/ct

Seit Montag stehen sechs Polizisten der Transport- und der Berner Kantonspolizei wegen Amtsmissbrauch vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland. Sie sollen unverhältnismässig viel Gewalt eingesetzt haben. Da der Kläger schmerzhafte Schürfungen und Rötungen erlitt, sind sie auch wegen einfacher Körperverletzung angeklagt.

Ereignet hat sich der Vorfall am 23. September 2011: Der Kläger, der gleichzeitig auch Angeklagter ist, wurde zur Einvernahme auf die Polizeiwache Bahnhof mitgenommen, weil er zwischen Olten und Bern kein gültiges Billett vorweisen konnte.

Weil der damals 38-jährige Türke trotz mehrmaligen Aufforderungen sein Handy nicht weglegte, habe ein Polizist es ihm aus der Hand genommen. Daraufhin habe er diesen angegriffen, weshalb mehrere Polizisten ihn zu Boden rangen, ihm unter heftigem Widerstand Handfesseln anlegten und ihn in einen Warteraum brachten.

Der Kläger servierte vor Gericht eine andere Version: Er sei ohne Vorwarnung von hinten auf den Boden geworfen und dort fixiert worden. Die Polizisten hätten ihn mit Schlägen und Tritten traktiert und seien ihm auf die Fuss- und Handgelenke gestanden.

Mann wollte Zelle nicht verlassen

Nach einer Weile nahmen die Polizisten dem Türken die Handschellen ab und forderten ihn auf, zu gehen. Der Kläger hingegen blieb in der Zelle, beleidigte die Polizisten und drohte, sie mit einer Plexiglasscherbe anzugreifen. Schliesslich riefen die Polizisten Verstärkung in Form der Spezialeinzeit Enzian. Diese setzte einen Elektroschocker gegen den 38-Jährigen ein, nachdem dieser der Aufforderung nicht folgte, die Scherbe wegzulegen. Daraufhin legten sie den Mann erneut in Handschellen. Eine Sanitäterin, die als Zeugin geladen war, gab an, der Mann sei sehr erregt gewesen. Die Polizisten hätten ruhig zusammengearbeitet

Der Kläger bestreitet nicht, dass er sich zur Wehr gesetzt hatte. Er habe die Polizisten beleidigt und auch eine Plexiglasscherbe gehlaten – jedoch nur, um sich vor einem weiteren Angriff zu verteidigen. Er gab an, er sei in der Türkei neun Jahre im Gefängnis gesessen und misshandelt worden.

Dem Kläger selbst werden Gewalt und Drohung gegen Beamte, versuchte einfache Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Das Urteil soll am Mittwoch fallen.

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