Experte zu Crash-Maschine«Mit der Boeing 737 MAX 8 fliege ich derzeit nicht»
Nach zwei Abstürzen einer Boeing 737 MAX 8 mit 346 Todesopfern hat der Flugzeugbauer «ein gröberes Problem», so Hansjörg Bürgi von SkyNews.ch.
- von
- Zora Schaad
Im letzten Oktober der Absturz einer Boeing 737 MAX 8 der Lion Air in Indonesien, heute das Unglück der Ethiopian Airlines in Äthiopien. Zweimal der gleiche Flugzeugtyp, beide werksneu und nur kurze Zeit im Einsatz, zweimal Abstürze wenige Minuten nach dem Start.
Hansjörg Bürgi, Chefredaktor des Aviatik-Magazins SkyNews.ch, glaubt nicht an einen Zufall.
Herr Bürgi, würden Sie aktuell mit einer Boeing 737 MAX 8 fliegen?
Im Moment sicher nicht, da hätte ich kein gutes Gefühl.
Fliegt die Boeing 737 MAX auch in die Schweiz?
Die Boeing 737 MAX ist besonders bei amerikanischen und asiatischen Fluggesellschaften verbreitet, gehört aber auch zur Flotte einiger europäischer Airlines. Turkish Airlines beispielsweise steuert mit diesem Flugzeugtyp manchmal auch die Flughäfen in Zürich und Basel an.
Besteht zwischen den beiden Abstürzen denn ein Zusammenhang?
Ja, diese Vermutung liegt auf der Hand. Es wird spekuliert, dass die Probleme mit einem Fehler bei einer Software in Zusammenhang steht, die eigentlich einen Strömungsabriss und damit einen Absturz verhindern soll. Auf jeden Fall hat Boeing nun ein gröberes Problem, schliesslich sind noch 4700 Flugzeuge dieses Typs bestellt und über 350 davon bereits im Einsatz.
Was erwarten Sie von Boeing?
Ich erwarte, dass Sie rasch handeln. Bisher habe ich lediglich ein Standard-Kondolenzschreiben des Konzerns gesehen. Es ist wichtig, dass sie der Ursache schnell auf den Grund gehen und transparent informieren. In meinen Augen macht es Sinn, dass die Flotte der Boeing 737 MAX 8 bis dann am Boden bleibt. Auch ein entsprechendes Flugverbot durch die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA fände ich angezeigt.
Die Boeing 737 MAX gilt als Topseller von Boeing. Die Unfälle treffen das Unternehmen schmerzlich.
Das ist so, aber es geht um Menschenleben. Innert weniger Monate sind fast 350 Menschen ums Leben gekommen. Das erfordert drastische Schritte. Zudem hat es in jüngerer Luftfahrtgeschichte nie solche Unfälle werksneuer Verkehrsflugzeuge gegeben.