Animal Hoarding bei Schaffhausen«Durchfall und Parasiten» – 34 Büsi aus Wohnung gerettet
Tierschützerinnen haben in einer Wohnung in Schaffhausen 36 Tiere in schlechtem Zustand angetroffen. Die Halterin willigte ein, die Tiere mitzugeben.
Darum gehts
In einer Wohnung im Kanton Schaffhausen lebte eine Halterin mit 36 Tieren.
Diese waren in einem schlechten Zustand und benötigten dringend eine tiermedizinische Versorgung.
Die Halterin hat eingewilligt, die Tiere mitzugeben – das sei eine Ausnahme.
34 Katzen, ein alter Hund und ein Kaninchen in einem engen Käfig – das haben Tierschützerinnen kürzlich in einer zweistöckigen Wohnung in einer Gemeinde im Kanton Schaffhausen gefunden. «Der Hilferuf erreichte uns über Social Media», sagt Esther Geisser von NetAP. Verwandte seien auf der Suche nach Unterstützung gewesen.
Nach nur einem Tag waren die Tierschützerinnen von NetAP und Natys Tiere in Not vor Ort. Was sie antrafen, sei nichts für schwache Nerven. «Die Tiere waren teilweise sehr mager, mehrere Katzen hatten starken Durchfall und versäuberten sich nicht nur in den dafür vorgesehenen Katzenklos», berichtet Geisser. Die Tiere hätten zudem dringend tiermedizinische Versorgung gebraucht. «Fast alle hatten Parasiten.»
«Alle Tiere waren unkastriert»
Glücklicherweise habe die Halterin eingewilligt, die Tiere mitzugeben. «Sie hatte den Überblick längst verloren und wusste nicht, wie viele Katzen es eigentlich sind. Alle Tiere waren unkastriert, einige bereits wieder schwanger. Die Hälfte der Katzen konnte sie nach eigenen Angaben nicht einmal anfassen.» Die Tiere wurden eingefangen und nach tierärztlicher Behandlung auf mehrere Tierheime verteilt. Fünf Katzen bekam die Halterin kastriert und geimpft zurück mit der Auflage, mit diesen einmal jährlich zum Tierarzt zu gehen. Man bleibe mit ihr in Kontakt, so Geisser.
Vielen Tieren gehe es immer noch schlecht, sagt Geisser. «Sie sind immer noch mager und verängstigt.» Für sie ist das kein Einzelfall. «Wir haben jedes Jahr mehrere solche Einsätze», sagt sie. Mit dem Fall will sie auf das so genannte «Animal Hoarding» aufmerksam machen – das Halten von Tieren auf engem Raum, ohne deren Grundbedürfnisse zu beachten.
«Dieser Fall ist die Ausnahme»
«Das ist ein Problem, das derzeit nur wenig Beachtung erhält.» Es sei besonders schwierig einzugreifen, weil die Betroffenen oft keine Hilfe annehmen wollten. Dieser Fall sei diesbezüglich eine Ausnahme. «Hier hat jemand um Hilfe gebeten und die Hilfe auch angenommen. So war es nicht nötig, dass wir die Behörden einschalten.»
Eine einvernehmliche Lösung sei meist die beste Variante, sagt Kantonstierarzt Peter Uehlinger auf Anfrage. «Wenn wir eine Verfügung machen müssen, muss zuerst ein Verstoss gegen das Tierschutzgesetz nachgewiesen werden. Das ist oft nicht ganz so einfach.» Zudem müssten die Zwangsmassnahmen verhältnismässig sein. Man könne nicht in jedem Fall kommen und alle Tiere mitnehmen. «Zum Teil müssen zuerst etwa Ermahnungen ausgesprochen werden, bevor wir handeln dürfen.» Uehlinger rät, sich beim Veterinäramt zu melden. «Nur wenn wir Meldungen haben, können wir denen nachgehen.»
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 044 211 22 22
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Tierschutz Schweiz (anonym möglich)