Neue TherapieMit Elektroschocks die Reisekrankheit bekämpfen
Wem auf See, im Bus oder im Flugzeug übel wird, leidet an der Reisekrankheit. Doch mithilfe von Elektro-Stimulation am Kopf lässt sich die unterdrücken.
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Mit Elektro-Stimulation die Reisekrankheit bekämpfen. (Video: Youtube/Imperial College London)
Für Reisende, die unter der sogenannten Kinetose leiden, ist die Kotztüte auf Reisen ein Muss. Denn ihr Körper reagiert mit Übelkeit und Brechreiz auf das Schaukeln ihres fahrbaren Untersatzes.
Warum den Betroffenen Autofahrten, Schiff- oder Flugreisen so sehr auf den Magen schlagen, ist unklar. Experten gehen jedoch davon aus, dass es sich um eine Art Input-Error-Reaktion des Gehirns handelt: Über die Sinnesorgane erreichen unsere Steuerzentrale widersprüchliche Signale über die Position des Körpers im Raum. Diese Verwirrung verursacht dann die berüchtigten Symptome: Schwindel, Schweissausbrüche und schliesslich Übelkeit.
Hilfe naht
Für Entwirrung sorgen soll die von Forschern des Imperial College London ersonnene Methode. Das Team um Qadeer Arshad hat eine Art Mütze mit Elektroden entwickelt, die leichte Spannungs-Gaben auf die Kopfhaut und damit das Gehirn ermöglichen.
In der Studie reizte Qadeers Team auf diese Weise zehn Minuten lang die Teilnehmer, die anschliessend auf eine Art Reisekrankheits-Simulator Platz nehmen und sich ordentlich durchschaukeln lassen mussten (siehe Video).
Besser als Medikamente
Die Auswertung der Daten zeigte: Ging dem Schaukeln die Elektrostimulation voraus, fielen die Symptome der Reisekrankheit deutlich milder aus. Auch die Dauer der Beschwerden wurde reduziert, wie die Forscher im Journal «Neurology» berichten.
Das ist nicht das einzig Erfreuliche: Denn es zeigte sich laut Qadeer und seinen Kollegen, dass diese Art der Reisekrankheits-Bekämpfung keinerlei Nebenwirkungen hat. Deshalb ist das Potenzial dieser Methode riesig, so Co-Autor Michael Gresty in einer Mitteilung der Hochschule: «Die Effekte, die wir erzielt haben, sind mit denen der besten Medikamente gegen Reisekrankheit zu vergleichen, die es bisher gibt. Diese haben jedoch Nebenwirkungen.»
Überzeugt von ihrer Entwicklung, sind die Forscher nun in Verhandlungen mit Industriepartnern, um ein Gerät zur Nutzung ihrer Elektro-Stimulations-Methode zu entwickeln.