Mit Gentherapie gegen Erektionsstörungen?
Wenn er will, aber nicht kann, bleibt oft nur der Griff zur blauen Pille. Leider zeigt Viagra bei rund 40 Prozent aller Männer mit Erektionsstörungen keine Wirkung. Doch vielleicht kann die Wissenschaft auch diesen Patienten schon bald mit einem anderen «Aufsteller» behilflich sein.
Es ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu - obwohl schätzungsweise 350'000 Männer in der Schweiz unter Erektionsstörungen leiden. Für die betroffenen Männer und ihre Partnerinnen oder Partner oft eine grosse psychische Belastung.
Nun gibt die Wissenschaft neuen Grund zur Hoffnung: Während des Jahrestreffens der amerikanischen Gesellschaft für Urologie in Orlando wurden am vergangen Dienstag vielversprechende Studien präsentiert. Eine der Untersuchungen befasste sich mit einer auf Genen basierenden Therapie.
«Die Gentransfer-Technologie hat das Potential, langfristig und wirkungsvoll Erektionsstörungen zu behandeln.», sagte der Medizinprofessor Dr. Arnold Melman vom Albert-Einstein-College in New York.
Melman berief sich während der Tagung, bei der er per Telefon zugeschaltet wurde, auf die «grosse Nachfrage nach Behandlungsmöglichkeiten, die aufgrund von Erektionsproblemen bestehe» und begründete seine Aussage damit, dass «Medikamente wie Viagra bei rund 40 Prozent der betroffenen Männer nicht wirken.»
Der Wissenschaftler wies im Interview laut «Healthy Day» darauf hin, dass 50 Prozent aller Urologen ihren Patienten eine Gentransfer-Behandlung empfehlen würden. Melman stützte sich dabei auf eine kürzlich durchgeführte Umfrage und ergänzte: «Die Therapie wird von den behandelnden Ärzten und den Patienten begrüsst.»
Während der ersten Phase seiner Studie unterzogen Dr. Arnold Melman und sein Team 11 Männer mit Erektionsstörungen einer Gentherapie. Den Probanden wurden vier verschiedene Dosen verabreicht. Mit vielversprechendem Ergebnis: Bei den Testpersonen, die die höchste Dosis bekamen, wurden die Erektionsstörungen deutlich vermindert - die Wirkung hielt bis zu sechs Monate an. Doch spätestens nach einem halben Jahr liess der Effekt nach. Aufgrund dieser Ergebnisse riet Melman zu zwei Dosen jährlich, um die Erektionsstörungen zu behandeln.
Die Gentherapie - ein vielversprechender «Aufsteller»? Vorsicht ist geboten, denn die Spätfolgen einer solchen Gentherapie sind noch nicht erforscht. Immerhin: Nach zweijähriger Gentherapie konnten keine nennenswerten gesundheitlichen Probleme bei den Probanden beobachtet werden.
Melman hofft, dass sein Medikament innerhalb der nächsten zwei Jahre auf dem pharmazeutischen Markt erhältlich sein wird.
rre