Feministin Zana Ramadani«Mit ihren Lügengeschichten hat Amber Heard anderen Opfern geschadet»
Laut der Jury des Johnny-Amber-Prozesses hat die Schauspielerin vor Gericht auch Lügen erzählt. Das könne nun dazu führen, dass Opfer häuslicher Gewalt weniger ernst genommen werden, findet Ramadani.
- von
- Sabeth Vela
Darum gehts
Im Verleumdungsprozess von Johnny Depp gegen Amber Heard hat das Gericht am Mittwoch zugunsten des Schauspielers entschieden. Nun schuldet die 36-Jährige ihrem Ex-Mann acht Millionen Dollar. Durch den Prozess wurde auf der ganzen Welt der Umgang mit häuslicher Gewalt thematisiert. Auf Social Media sind viele Userinnen und User der Meinung, dass sich der Prozess schädigend auf Betroffene auswirken könnte.
Dieser Meinung ist auch die deutsche Feministin Zana Ramadani. Bei ihr hinterlässt der öffentlich ausgetragene Prozess einen bitteren Nachgeschmack: «Ich glaube Amber, dass sie ein Opfer von Gewalt ist. Aber sie hat im Prozess auch gelogen. Bei den überschminkten Gesichtsverletzungen zum Beispiel», so die 38-Jährige zur «Bild»-Zeitung. Weiter führt die Aktivistin aus: «Mit den Lügengeschichten hat sie anderen Opfern geschadet, die tatsächlich solche Gewalt erlebt haben. Denen glaubt man jetzt weniger. Die Täter können nun leichter sagen: ‹Die Heard hat ja auch gelogen.›»
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
Social Media witzelt über Amber Heard
Tatsächlich ist auf Social Media zu beobachten, wie seit dem Prozesses vermehrt über Amber Heard – und somit auch über die Thematik häusliche Gewalt – gewitzelt wird. Schon bevor das Gericht das Urteil verkündet hat, gingen Audioclips von Heards Aussagen im Gerichtssaal auf Tiktok viral. Dabei machten sich einige Nutzerinnen und Nutzer über die Schauspielerin und ihre Vorwürfe gegen Depp lustig. Weinte die «Aquaman»-Darstellerin, lachte das Netz.
Während sich die einen über solche Memes und Clips freuen, ärgern sich andere Userinnen und User darüber. «Es ist beunruhigend, wie auf Tiktok mit den Aussagen von Amber Heard umgegangen wird. Dadurch werden die heftigen Anschuldigungen nur verharmlost und das kann schwere Folgen für wirkliche Betroffene haben», schreibt etwa eine Userin auf Twitter.
«Es ist mir egal, auf welcher Seite du beim Prozess stehst. Heute ist ein sehr trauriger Tag für alle Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind», meinte eine andere kurz nach der Urteilsverkündung – und fügte an: «Das Schweigen, gegen das so viele Menschen so viele Jahre gekämpft haben, wird sich nun erneut über die Überlebenden von sexueller und häuslicher Gewalt erheben.»