Muslimische Architektin: Mit Kopftuch im Porsche – wieder anonymer Brief

Aktualisiert

Muslimische ArchitektinMit Kopftuch im Porsche – wieder anonymer Brief

Wegen ihres Kopftuchs wurde eine Schweiz-Türkin per Brief aufgefordert, nicht mehr durch Sempach LU zu fahren. Nun krebsen die Verfasser zurück.

von
qll
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Eine 32-jährige Schweiz-Türkin, die in Sempach LU wohnhaft ist, hat vor rund einer Woche ein erstes Schreiben von Unbekannten erhalten, die sich das Anti-Erdogan-Komitee nennen. Nun folgte am Donnerstag ein weiteres Schreiben.

Eine 32-jährige Schweiz-Türkin, die in Sempach LU wohnhaft ist, hat vor rund einer Woche ein erstes Schreiben von Unbekannten erhalten, die sich das Anti-Erdogan-Komitee nennen. Nun folgte am Donnerstag ein weiteres Schreiben.

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Darin krebst das «Anti-Erdogan-Komitee» zurück. Mit dem Entschuldigungs-Schreiben kann die Doppelbürgerin jedoch nichts anfangen, wie sie sagt. «Ich finde es seltsam, wenn man sich im gleichen Zug bei mir entschuldigt, mich dann aber wieder beleidigt. Mir wird Intoleranz unterstellt.»

Darin krebst das «Anti-Erdogan-Komitee» zurück. Mit dem Entschuldigungs-Schreiben kann die Doppelbürgerin jedoch nichts anfangen, wie sie sagt. «Ich finde es seltsam, wenn man sich im gleichen Zug bei mir entschuldigt, mich dann aber wieder beleidigt. Mir wird Intoleranz unterstellt.»

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So sah der erste Brief aus.

So sah der erste Brief aus.

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Eine 32-jährige Schweiz-Türkin, die in Sempach LU wohnhaft ist, hat vor rund einer Woche ein erstes Schreiben von Unbekannten erhalten, die sich das «Anti-Erdogan-Komitee» nennen. Darin wurde ihr ein «Fahrverbot» auferlegt. Sie dürfe mit ihrem Porsche erst wieder durch Sempach fahren, wenn sie ihr Kopftuch ablege.

Nun hat die Architektin am Donnerstag ein zweites Schreiben erhalten. «Ich habe mit einem weiteren Brief gerechnet», sagt sie. «Ich wusste, dass die Unbekannten ein Mitteilungsbedürfnis haben werden, wenn sie den 20-Minuten-Artikel lesen.» In dem Entschuldigungsbrief krebsen die Unbekannten zurück.

Es sei keine Drohung gewesen

Darin heisst es etwa: «Wenn die Zeilen des ersten Schreibens bei Ihnen ein unangenehmes Gefühl haben aufkommen lassen, dann entschuldigen wir uns dafür.» Es sei keine Absicht gewesen. Weiter heisst es: «Wenn Sie sich nicht an das Fahrverbot halten, können wir nichts dagegen tun und werden auch nichts unternehmen.» Die Mitglieder des Komitees seien «linke Pazifisten» und gegen «jegliche Form von Gewalt».

Damit kann die Doppelbürgerin nichts anfangen: «Ich finde es seltsam, wenn man sich bei mir entschuldigt, mich dann aber im gleichen Atemzug wieder beleidigt. Beispielsweise, indem man mir Intoleranz unterstellt.»

«Ein persönliches Gespräch wäre besser»

Im Schreiben beziehen sich die Unbekannten auf eine Studie, die sie nicht näher nennen. Diese habe aufgezeigt, dass gerade «Personen mit fremder Kultur selber sehr intolerant seien gegenüber ihren eigenen Angehörigen. Zum Beispiel, wenn diese eine allzu westliche Lebensart ausleben.» Und zu diesen gehöre vermutlich auch sie.

«Solche Anschuldigungen sind lächerlich. Ich finde es schade, dass die Unbekannten mir so viele Dinge unterstellen, ohne mich zu kennen», so die 32-Jährige. Alles wäre anders verlaufen, wenn die Unbekannten den Mut gehabt hätten, sie persönlich auf das anzusprechen, was sie über die Schweiz-Türkin interessieren würde.

Anzeige erstattet

Dass sie nun angeblich jeder in Sempach kenne, wie es in dem Schreiben heisse, störe sie nicht: «Einige kannten mich schon vorher, weil ich natürlich mit meinem Kopftuch und dem Porsche auffiel», erklärt sie. Zwar hätten sie Freunde, Nachbarn und sogar auch Unbekannte auf das Schreiben angesprochen, doch alle hätten geäussert, dass sie «zutiefst erschüttert» darüber seien. «Keiner hat mir zu verstehen gegeben, dass sie derselben Ansicht wie das Komitee sind. Wir haben dann sogar Witze gerissen.»

Genau wie der erste Brief wurde auch der zweite in Sempach gestempelt. In der Zwischenzeit hat die junge Frau Anzeige gegen unbekannt bei der Polizei erstattet, wie sie sagt. Sie habe zwar keine Angst vor den Unbekannten. «Sie sollten aber wissen, dass ich mir so etwas nicht gefallen lasse.» Die Luzerner Polizei bestätigte am Montag, dass Anzeige wegen Beschimpfung gemacht wurde.

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