Rorschach SGJetzt befragt die Polizei den «Mohrenkopf»-Verkäufer
Gegen den Mann, der kürzlich in Rorschach mit schwarz geschminktem Gesicht, Kraushaarperücke und Verkleidung «Mohrenköpfe» verkaufte, läuft nun doch ein polizeiliches Ermittlungsverfahren. Zuerst hatte man davon abgesehen.
- von
- Büro Ostschweiz
Darum gehts
- Am Donnerstag hat sich ein Mann schwarz angemalt und in Rorschach «Mohrenköpfe» verkauft.
- Der Mann spricht von einer «rein geschäftlichen Promotion».
- Die Aktion fand auf einem privaten Grundstück der Firma Gutmann Plattenbeläge statt.
- Die Staatsanwaltschaft war zuerst der Meinung, dass sie nichts unternehmen werde, da der Stand auf einem Privatareal platziert war.
- Am Montag wurde bekannt, dass nun doch erste Ermittlungsschritte eingeleitet wurden.
Am Donnerstag hiess es noch, Polizei und Staatsanwaltschaft könnten nichts gegen die Verkaufsaktion unternehmen, da diese auf Privatgrund durchgeführt worden sei. Am Montagnachmittag berichtet nun Tagblatt.ch, dass der Verkäufer polizeilich befragt werde. Zum «Tagblatt» sagte Beatrice Giger, Sprecherin der St. Galler Staatsanwaltschaft: «Rassismus ist ein Offizialdelikt. Wir prüfen die rechtliche Situation.»
In einem ersten Schritt werde der Verkäufer von der Polizei befragt. Ergebe sich daraus ein «hinreichender Verdacht betreffend Rassismus-Tatbestand», werde die Staatsanwaltschaft eine entsprechende Strafuntersuchung eröffnen.
Was ist Blackfacing?
Wenn sich Weisse als Schwarze schminken, nennt man das Blackfacing. Es ist eine rassistische Praxis, die bereits im 18./19. Jahrhundert in den USA populär war und aus der Theater- und Unterhaltungsszene stammt. Weisse Künstler malen sich ihr Gesicht schwarz an, um schwarze Menschen zu spielen. Dick gemalte Lippen und ein debiler Blick sollten das Stereotyp eines fröhlichen, naiven und dummen schwarzen Sklaven darstellen. Es diente dazu, die Bevölkerung zu belustigen.
Wieso Blackfacing falsch ist
Die rassistische Realität und die Sklaverei wurden dabei unter den Teppich gekehrt. Die Unterdrückung schwarzer Menschen wurde so ins Theater transportiert und weiter verfestigt. Schwarze Menschen erfahren aufgrund ihrer Hautfarbe heute noch Ungleichbehandlung, werden ausgegrenzt oder angefeindet, etwa an Schulen oder auf dem Arbeitsmarkt. Alltagsrassismus bleibt meistens unentdeckt oder wird nicht zur Anzeige gebracht. Oftmals steckt hinter Blackfacing kein böser Hintergedanke, jedoch existiert Rassismus bis heute, deswegen muss man Traditionen, Kultur und Sprache in ihrer Entstehung überprüfen. Quelle: hessenschau.de.
Beim Verkäufer handelt es sich laut «Blick» um einen 58-jährigen Wurstverkäufer. Für diesen ist die Verkleidung und der ganze Auftritt nur «auffällige Reklame». Die Behörden sehen das offenbar nicht ganz so, weshalb nun gegen den Mann ermittelt wird.