SozialhilfebetrugMit Sozialhilfe für gute Lebensqualität gesorgt
Ein Schweizer Drehbuchautor und seine aus Südafrika stammende Frau hatten während vier Jahren 184 000 Franken Sozialhilfe kassiert, der Zürcher Sozialbehörde aber ein Einkommen von 225 000 Franken verschwiegen.
Der Fall war im Frühling letzten Jahres aufgeflogen, als die Geschäftsprüfungskommission des Zürcher Stadtparlaments nach wachsender öffentlicher Kritik an der damaligen Stadträtin Monika Stocker das städtische Sozialamt durchleuchtet hatte. Der heute 58-jährige, als Medienberater tätige Mann und seine zwei Jahre ältere Frau, die als Dolmetscherin arbeitete, hatten gemäss Anklage von September 2004 bis Juni 2008 rund 184 000 Franken Sozialhilfe von bezogen. Gleichzeitig verdiente der Mann gut 170 000, die Frau rund 55 000 Franken. Der Gerichtspräsident rechnete den beiden vor, sie hätten zusammen damit monatlich über 11 000 Franken verdient.
Er wollte für gute Lebensqualität sorgen
Am Gericht entstand der Eindruck von «Sozialfällen auf hohem Niveau»: Der Mann gab seine Verfehlungen unumwunden zu und gab als Tatmotiv an, er habe nicht ein Luxusleben angestrebt, aber für gute Lebensqualität sorgen wollen. Das Ehepaar hatte zeitweise für eine Stadtwohnung monatlich 4000 Franken Miete bezahlt. Die inzwischen vom Mann getrennt lebende Frau schob alle Verantwortung auf ihn. Sie habe alle Finanzangelegenheiten dem Mann überlassen.
Die Staatsanwaltschaft hatte die beiden wegen gewerbsmässigen Betrugs und mehrfacher Urkundenfälschung angeklagt. Für den Mann verlangte sie eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren, für die Frau eine solche von einem Jahr. Das Gericht kam bei den Urkundenfälschungen zu Freisprüchen und berücksichtigte die Geständnisse des Paars. Deshalb verhängte es bedingte Freiheitsstrafen von anderthalb Jahren für den Mann und von neun Monaten für die Frau. Der Verteidiger des Mannes hatte einen Freispruch verlangt. Der Anwalt der Frau wollte einen Schuldspruch, aber nur eine einmonatige Freiheitsstrafe akzeptieren. (dapd)