Lämmerenhütte : Mit Würmern gegen Ekel-Toilette in Alphütte

Aktualisiert

Lämmerenhütte Mit Würmern gegen Ekel-Toilette in Alphütte

In der Lämmerenhütte oberhalb von Leukerbad kommt ein ausgeklügeltes Toilettensystem zum Zug. Würmer sollen dabei einen üblen Gestank in der Hütte vermeiden.

stm
von
stm
1 / 7
Die Lämmerenhütte oberhalb 2500 Meter über Meer hat neue Bewohner.

Die Lämmerenhütte oberhalb 2500 Meter über Meer hat neue Bewohner.

BÜRGI SCHÄRER Architektur und Planung AG
Und zwar eine Menge Würmer, die die ausgeschiedenen Fäkalien der Toilettenbesucher zu gestankfreien Reststoffen verarbeiten.

Und zwar eine Menge Würmer, die die ausgeschiedenen Fäkalien der Toilettenbesucher zu gestankfreien Reststoffen verarbeiten.

zvg
Bis anhin war der Gestank der Stillen Örtchen teilweise bestialisch. Nun sorgt ein ausgeklügeltes System namens Ecosphère für reine Luft.  Nachdem der Besucher sein Geschäft verrichtet hat, wandern die festen Fäkalien über ein Förderband direkt zu den Würmern. Dort werden sie von den Tierchen zu Humus verarbeitet.

Bis anhin war der Gestank der Stillen Örtchen teilweise bestialisch. Nun sorgt ein ausgeklügeltes System namens Ecosphère für reine Luft. Nachdem der Besucher sein Geschäft verrichtet hat, wandern die festen Fäkalien über ein Förderband direkt zu den Würmern. Dort werden sie von den Tierchen zu Humus verarbeitet.

zvg

Wer schon einmal in einer Alphütte übernachtet hat, weiss, wie bestialisch es auf den dortigen Toiletten teilweise stinken kann. Der Schweizerische Alpenclub (SAC) hat sich nun etwas einfallen lassen.

Ausgeklügeltes Toilettensystem

So sorgen zahlreiche neue Mitbewohner in der im Februar wiedereröffneten Lämmerenhütte im Kanton Wallis für das Wohl der Toilettenbesucher: Würmer verarbeiten dort neu in einem abgeschlossenen und separat angelegten «Arbeitsraum» die Hinterlassenschaften der Gäste. Daraus entstehen dann unproblematische, gestankfreie Reststoffe. Das Volumen der anfallenden Fäkalien kann dank den Kompostwürmern um rund 9o Prozent verringert werden. Was zurückbleibt, ist Erdreich, das in die Natur ausgetragen oder ohne grossen Aufwand per Helikopter ins Tal geflogen wird.

Fäkalien fallen beim Spülen auf ein Förderband

Das ganze System rund um den Wurmstall ist komplex: «Statt einer Spüle betätigt der WC-Benutzer ungefähr fünf Mal ein Pedal», erklärt Bastian Etter, Abwasserspezialist der Hüttenkommission des SAC. Über einen Schacht gelangen die Fäkalien dann direkt auf ein Förderband. Mitsamt WC-Papier gelangen die Hinterlassenschaften dann zu den Würmern, die diese dann zu Humus verarbeiten. Damit der Gestank sich nirgends im Haus ausbreiten kann, herrscht im Würmerstall ein Unterdruck, so dass die Luft nur in eine Richtung abziehen kann. Diese wird erst vom Toilettenraum ins WC und von dort dann via Fäkalienraum per Dach hinaustransportiert. Nicht eingeschlossen in den Prozess sei der Urin, dieser werde vom Förderband separiert und gelange nicht zu den eifrigen Tierchen.

Würmer dürfen nicht frieren

Damit die Würmer auf 2500 Meter über Meer auch ja nicht frieren und ihre Arbeit gar im Winter verrichten können, ist der Wurmstall stets beheizt. Der stinkige Job auf der Lämmerenhütte scheint ein Erfolg zu sein: «Uns und den Würmer geht es gut», sagt so Hüttenwart Christian Wäfler gegenüber der «Solothurner Zeitung».

Auch Alpinisten, Kletterer und Wanderer können sich freuen. «Das System in der Lämmerenhütte wurde weiterentwickelt und perfektioniert, so dass es bald noch in einigen weiteren SAC-Hütten zum Einsatz kommen wird», sagt Etter.

Idee aus Frankreich

Das ausgeklügelte Trockentoiletten-System namens Ecosphère wurde 2012 in Frankreich entwickelt. «Nun wird es bereits seit fünf Jahren in der Claridenhütte im Kanton Glarus angewendet», sagt Etter. Dabei handelte es sich allerdings eher um ein Experiment, im Leukerbad sei es jetzt erstmals offiziell installiert worden.

Deine Meinung