Kanton Bern: Mitarbeiter installiert Kamera auf WC

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Kanton Bern Mitarbeiter installiert Kamera auf Firmen-WC, um Sekretärin zu filmen

Eine Frau aus dem Kanton Bern fand an ihrem Arbeitsplatz eine Kamera auf dem WC. Installiert hatte sie ein Mitarbeiter – der wurde daraufhin fristlos entlassen.

Lucas Orellano
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Lucas Orellano
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Die Firma, in der Lorena A.* arbeitet, hat nur ein WC. Der mittlerweile entlassene Mitarbeiter hatte seine Kamera dort installiert.

Die Firma, in der Lorena A.* arbeitet, hat nur ein WC. Der mittlerweile entlassene Mitarbeiter hatte seine Kamera dort installiert.

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Als er erfährt, was passiert ist, beruft Marcel K.* sofort eine Sitzung ein: «Ich habe gesagt: Ich will wissen, wer das war. Ihr habt bis morgen Mittag Zeit.» Da gestand Frédéric G., die Kamera installiert zu haben. 

Als er erfährt, was passiert ist, beruft Marcel K.* sofort eine Sitzung ein: «Ich habe gesagt: Ich will wissen, wer das war. Ihr habt bis morgen Mittag Zeit.» Da gestand Frédéric G., die Kamera installiert zu haben. 

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Die Polizei findet bei einer Hausdurchsuchung auf dem Handy von Frédéric G. verbotene Bilder: sexuelle Handlungen mit Tieren und Gewalttätigkeiten, dazu tatsächliche sexuelle Handlungen mit Minderjährigen. Nun wurde er wegen Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte, wegen Pornografie und wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt. 

Die Polizei findet bei einer Hausdurchsuchung auf dem Handy von Frédéric G. verbotene Bilder: sexuelle Handlungen mit Tieren und Gewalttätigkeiten, dazu tatsächliche sexuelle Handlungen mit Minderjährigen. Nun wurde er wegen Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte, wegen Pornografie und wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt. 

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Darum gehts

  • Bei einer Firma im Kanton Bern hatte ein Mitarbeiter eine Kamera installiert.

  • Die Sekretärin der Firma fand die Kamera – der Mitarbeiter wurde fristlos entlassen.

  • «Es war ein unglaublich verletzender Eingriff in die Privatsphäre. Ich habe Monate gebraucht, bis ich darüber hinweggekommen bin», sagt sie.

  • Der Mann muss nun deswegen und auch wegen verbotener pornografischer Darstellungen 1400 Franken bezahlen.

Lorena A.* erschrak, als sie im Juni 2022 an ihrem Arbeitsplatz im Kanton Bern eine Kamera auf dem WC fand. «Mir ist das rote Licht aufgefallen», sagt sie zu 20 Minuten. Die Kamera war mit Klebeband auf der Rückseite des Lavabomöbels installiert gewesen, heisst es in einem Strafbefehl der Berner Staatsanwaltschaft, der 20 Minuten vorliegt. Sie war direkt auf die Toilette gerichtet und erstellte Aufnahmen von den Personen, die das WC benutzten.

Als sie realisierte, was sie gerade gefunden hatte, wollte Lorena A. schnurstracks zu ihrem Chef marschieren. Auf dem Weg dorthin begegnete sie Frédéric G.* Was sie noch nicht wusste: Er war es gewesen, der die Kamera installiert hatte. Womöglich hatte er gesehen, dass A. die Kamera gefunden hatte und versuchte nun, Beweise zu vernichten.

«Ich habe ihm da natürlich gesagt, was passiert ist», sagt Lorena A. «Ich hatte es ja gut mit ihm. Und ich war noch schockiert von meinen Fund.»

«Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er zu so etwas fähig ist» 

Frédéric G. arbeitete erst ein halbes Jahr in der Firma. «Er machte einen seriösen Eindruck», sagt sein ehemaliger Chef und Firmeninhaber Marcel K*. «Er war angenehm, nett und anständig. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass er zu so etwas fähig ist.» 

Als er erfährt, was passiert ist, beruft Marcel K.* sofort eine Sitzung ein: «Ich habe gesagt: Ich will wissen, wer das war. Ihr habt bis morgen Mittag Zeit.» Da gestand Frédéric G., die Kamera installiert zu haben. «Er behauptete, es sei eine spontane Idee gewesen und fragte, ob er noch weiterarbeiten könnte – er werde es sicher nie wieder tun», sagt Marcel K. «Wir haben ihn natürlich fristlos entlassen und angezeigt. Nach so etwas kannst du einem doch nicht mehr in die Augen schauen.»

Nach der Anzeige wird die Polizei tätig. Was sie herausfindet, steht im Strafbefehl: Die Kamera wurde am 25. Juni 2022 während der Mittagspause installiert – vier Tage, bevor sie entdeckt wurde. Die Firma hat nur ein einziges WC, das auch von Kundinnen und Kunden benutzt wird. 

Pornografie mit Minderjährigen gefunden

Ausserdem finden die Beamten bei einer Hausdurchsuchung auf dem Handy von Frédéric G. verbotene Bilder: sexuelle Handlungen mit Tieren und Gewalttätigkeiten, dazu tatsächliche sexuelle Handlungen mit Minderjährigen. Nun wurde er wegen Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte, wegen Pornografie und wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt. 

Er erhält eine bedingte Geldstrafe von 45 Tagessätzen zu je 90 Franken (total 4050 Franken) bei einer Probezeit von zwei Jahren. Bezahlen muss er nur 1400 Franken – eine Verbindungsbusse von 700 Franken, eine Busse von 200 Franken und die Verfahrenskosten von 500 Franken.

«Ich habe keine Worte für das, was passiert ist»

Keine hohe Busse, wie sein ehemaliger Chef findet: «Er ist ziemlich einfach davongekommen», so Marcel K. «Ich bin seitdem auf jeden Fall vorsichtiger geworden. Ich achte mehr auf allfällige versteckte Kameras – und beim Einstellen von Leuten bin ich misstrauischer.»

«Ich habe keine Worte für das, was passiert ist», sagt Lorena A. «Ich war in einem Schockzustand, es war ein unglaublich verletzender Eingriff in die Privatsphäre. Ich habe Monate gebraucht, bis ich darüber hinweggekommen bin. Ich habe jetzt mehr Mühe, Menschen, denen ich begegne, zu vertrauen.»

*alle Namen geändert

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