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Twitter-BildMorddrohungen wegen Halloween-Kostüm

Eine 22-jährige Amerikanerin verkleidete sich als Opfer des Boston-Marathon-Attentats und stellte das Bild auf Twitter. Der darauffolgende Shitstorm war nicht minder geschmacklos.

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Das Bild, welches eine Welle des Hasses auslöste. (Quelle: buzzfeed.com)

Das Bild, welches eine Welle des Hasses auslöste. (Quelle: buzzfeed.com)

Alicia Ann Lynch stellte Ende Oktober ein Bild auf Twitter und Instagram, auf dem sie im Sport-Outfit und mit einer Marathon-Laufnummer in einem Büro steht, die Arme und Beine mit Kunstblut überströmt. Ihr Halloween-Kostüm stellt ein Opfer des Anschlags auf den Boston Marathon am 15. April 2013 dar.

Die Reaktionen auf die pietätlose Verkleidung erfolgten prompt. Tausende Twitter-Nutzer machten ihrer Abscheu auf dem Kurznachrichtendienst Luft: «Du bist ein absolut widerlicher Mensch» oder «Das ist unsensibel, herz- und respektlos» gehörten dabei noch zu den netteren Entgegnungen. Auch Sydney Corcoran, die beim Attentat schwer verletzt wurde, meldete sich zu Wort: «Du solltest dich schämen, meine Mutter verlor beide Beine und ich starb beinahe am Marathon.»

«Ich weiss jetzt, dass das völlig daneben war»

Da ihr Twitter-Profil öffentlich ist, konnten die User weitere Fotos von Lynch einsehen – unter anderem den Führerschein mit ihrer Adresse. Anhand davon machten einige die Telefonnummer ihrer Eltern ausfindig und bedrohten sie, wie auch die junge Frau, mit dem Tod. «Ich hatte Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, man wolle mir die Kehle aufschneiden oder mich erhängen», sagte sie gegenüber buzzfeed.com.

Lynch, die kurz nach der Veröffentlichung des Fotos jegliche Social-Media-Profile löschte, öffnete ihren Twitter-Account erneut und schrieb: «Bitte hört auf mit den Todesdrohungen gegenüber meinen Eltern. Sie haben nichts Falsches getan.» In einer weiteren Kurznachricht entschuldigte sie sich: «Ich wurde gefeuert. Ich hielt es für einen einfachen Witz und bezahle jetzt dafür. Ich weiss jetzt, dass das völlig daneben war. Ich habe nicht nachgedacht. Es tut mir leid.»

«Ich bin kein schlechter Mensch.»

Für viele Twitter-User war die Sache damit noch nicht gegessen, doch einige versuchten, dem Shitstorm ein Ende zu setzen: «Hört auf damit. Cyber-Mobbing wird ihre Tat nicht rückgängig machen. Sie hat sich entschuldigt», schrieb eine Frau. Ein anderer meinte: «Als ein Bostoner vergebe ich dir. Ich bin froh, dass du nicht Selbstmord begangen hast und hoffe, du hast deine Lektion gelernt.»

Auf die Frage, ob sie sich sorge, keinen Job mehr zu finden, falls ein Arbeitgeber ihren Namen googelt, antwortete Alicia Ann Lynch: «Ich habe nichts zu verstecken. Es ist passiert, ich habe einen Fehler begangen. Ich werde daraus lernen. Ich bin kein schlechter Mensch.»

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