Ägypten: «Mubarak droht sogar die Todesstrafe»

Aktualisiert

Ägypten«Mubarak droht sogar die Todesstrafe»

Laut SF-Korrespondent Pascal Weber hat das ägyptische Volk mit Freude und Unglauben auf die Verhaftung des gestürzten Hosni Mubaraks reagiert.

von
DAW

Hosni Mubarak wurde wie seine Söhne in ­U-Haft genommen. Hat die Justiz damit auf den Druck der Strasse reagiert?

Pascal Weber: Der Druck hat sicher geholfen, den Prozess zu beschleunigen. Gerade in Kairo war der Druck der Strasse in den letzten Tagen enorm gross. Der Armeeführung war vorgeworfen worden, sie decke Mubarak.

Wie hat das Volk auf die Festnahme reagiert?

Mit einer Mischung von Freude und Unglaube. Freude, weil die Leute sehen, dass offenbar doch niemand über dem Gesetz steht. Unglaube, weil die Ägypter nicht einmal in den kühnsten Träumen zu glauben wagten, dass es diesem Mann, der sein Land dreissig Jahre lang so streng regiert hatte, an den Kragen gehen könnte.

Was droht Mubarak nun?

Er wird sich wegen Machtmissbrauchs all­gemein, der Gewaltanwendung gegen Demonstranten und der Korruption verantworten müssen. Der Generalstabsanwalt scheint gewillt, den Prozess schnell durchzupeitschen. Würde Mubarak wegen Mordes verurteilt, drohte ihm sogar die Todesstrafe. Auf der Strasse gibt es durchaus Leute, die das ­fordern. Dass die Justiz so weit gehen wird, glaube ich aber eher nicht.

Mubarak und seine zwei Söhne in U-Haft

In Ägypten wird gegen die frühere Präsidentenfamilie Mubarak ermittelt. Die Staatsanwaltschaft nahm Ex-Präsident Hosni Mubarak und dessen zwei Söhne in Untersuchungshaft. Wegen des schlechten Gesundheitszustandes muss Mubarak aber vorerst nicht ins Gefängnis. Der 82-Jährige werde in einem Spital vernommen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Diese wirft Mubarak und seinen beiden Söhnen Alaa und Gamal Korruption, Verschwendung öffentlicher Gelder und Machtmissbrauch vor. Gegen Hosni Mubarak wird zusätzlich auch wegen der Tötung von Demonstranten ermittelt. Dabei geht es um bezahlte Schlägertrupps, die auf dem Tahrir-Platz während der Massenproteste im Januar und Februar Demonstranten getötet ­hatten.

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