ZürichMuller ohne Lobby – und bald ohne Job?
Ist Colin Muller morgen noch ZSC-Trainer? Diese Frage lässt sich auch am Tag nach dem 1:4 gegen den SC Bern nicht definitiv beantworten.
- von
- Marcel Allemann

Colin Muller: Ein Gentleman mit Sozialkompetenz – aber eine zu kleine Trainer-Nummer für die Führung der ZSC Lions? (Bild: Keystone)
Minuten nach dieser Schlappe beantwortete CEO Peter Zahner die Frage aller Fragen so: «Ich kann darauf zum jetzigen Zeitpunkt keine Antwort geben – weder ein Ja noch ein Nein.»
17 Stunden später hakt 20 Minuten bei Zahner nach. Doch eine Antwort bekommt man weiterhin nicht. Ob Muller am Wochenende gegen die SCL Tigers (Freitag) und Davos (Sonntag) noch eine Bewährungschance erhält, wird offengelassen. Zahner gibt lediglich zu Protokoll: «Wir befinden uns weiterhin in der Analyse.» Immerhin stellt Zahner in Aussicht, dass man davon ausgehen könne, dass Muller heute das nächste Training leitet.
11 Spiele, nur 10 Punkte. Das hat man sich bei den ZSC Lions anders vorgestellt. Trotzdem erscheint es als ungemein heftige Reaktion, dass der Trainer vom CEO bereits öffentlich in Frage gestellt wird. Zumal es der Spielplan bislang mit sich brachte, dass man schon je zweimal gegen Kloten und Davos, aber zum Beispiel noch nie gegen die SCL Tigers oder die Lakers zu spielen hatte. Zu Rang 6 fehlen lediglich 6 Punkte – es ist also noch fast alles drin.
Entsprechend scheint es so, dass Muller bei der ZSC-Führung nur eine schwache Lobby hat. «Das stimmt nicht, sonst wäre er bereits nicht mehr Trainer», wehrt sich Zahner zwar. Der Verdacht liegt aber nahe, dass Zahner eine anerkannte Trainerautorität wie etwa Sean Simpson kaum auf diese Weise in den Regen stellen würde, aber mit dem «kleinen» Muller, der auf diese Saison hin erst vom Assistenten zum Headcoach aufgestiegen ist, kann man es ja machen.
Unweigerlich wird deshalb der derzeit arbeitslose Bengt-Ake Gustafsson, der zufällig gerade in der Schweiz weilt, mit den ZSC Lions in Verbindung gebracht. Muller seinerseits bleibt angesichts dieser unschönen Tatsachen nichts anderes übrig, als sich Harold Kreis zum Vorbild zu nehmen – sofern man ihn lässt. Auch Kreis befand sich 2007 mit 10 Punkten aus 11 Spielen bereits auf der Abschussrampe, führte aber die Zürcher Ende Saison zum Titel.