Serbien: Muslime boykottieren «Blic»

Aktualisiert

SerbienMuslime boykottieren «Blic»

Ein Teil der Muslime in Serbien ist wütend wegen einer Fotomontage in der Zeitung «Blic». Sie rufen zum Boykott des Ringier-Blatts auf.

Die islamische Religionsgemeinschaft in Serbien hat sich bei einer Grossversammlung am Samstag in Novi Pazar für einen Boykott der Belgrader Tageszeitung «Blic» ausgesprochen. Eigentümer des auflagenstarken «Blic» ist der Schweizer Ringier- Verlag.

Bekräftigt wurde bei der Versammlung laut Medienberichten auch der Entschluss, das Blatt auf eine «symbolische Entschädigung» in der Höhe von 100 Mio. Euro zu verklagen. Anlass dafür war eine satirische Fotomontage, die das Blatt am vergangenen Samstag veröffentlicht hatte.

Darauf war der Grossmufti einer der beiden rivalisierenden islamischen Religionsgemeinschaften in Serbien, Muamer Zukorlic, im Gewand eines orthodoxen Bischofs händchenhaltend mit Papst Benedikt XVI. dargestellt. Unter dem Bild stand der Titel «Grösserer Katholik als der Papst».

Entschuldigung nützt nichts

Nach dem Protest der Glaubensgemeinschaft, die sich durch die Fotomontage auf der Humor-Seite des Blattes beleidigt fühlte, entschuldigte sich das Blatt. Chefredaktor Veselin Simonovic bezeichnete die heutige Entscheidung der Grossversammlung, wonach sowohl der Vertrieb wie auch der Verkauf des Blattes im Sandschak - jener Region Südwestserbiens, in der die Mehrheit der Muslime ansässig ist - boykottiert werden soll, als «unpassend». Es handle sich um eine politische Äusserung, meinte Simonovic gegenüber dem Sender B-92.

In Serbien sind zwei rivalisierende islamische Gemeinschaften tätig. Die von Zukorlic geleitete grössere Religionsgemeinschaft betrachtet Sarajevo als ihr geistiges Zentrum. (sda)

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