Akku im Winterstau: Muss ich im E-Auto im Stau frieren?

Wird der Akku eines E-Autos im Winterstau schnell leer? Und sorgt Heizen für einen Verlust an Reichweite?

Wird der Akku eines E-Autos im Winterstau schnell leer? Und sorgt Heizen für einen Verlust an Reichweite?

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Leere BatterieMusst du im E-Auto im Winterstau schlottern?

Elektromobilität führt zu neuen Ängsten. Muss man etwa bei tiefen Temperaturen fürchten, dass das Heizen viel Strom kostet und im Winterstau der Akku extrem schnell leer ist? Und was hilft gegen den Verlust an Reichweite, wenn man heizen muss?

von
Viva-Mobilitätsexperten

Frage von Mélanie ans Viva-Expertenteam

Mich verunsichert beim Entscheid, ob ich mir als nächstes Auto ein elektrisches kaufen soll oder nicht, vor allem der Punkt, wie viel weniger Reichweite ich im Winter hätte. Und nachdem ich neulich drei Stunden im Stau auf der Autobahn gestanden bin, frage ich mich, ob dem E-Auto dabei nicht der Strom zum Heizen ausgeht.

Antwort:

Liebe Mélanie,

wie du ganz richtig sagst, haben Elektroautos bei tiefen Aussentemperaturen einen Nachteil. Je nach Modell und Bedingungen liegt der Verlust an Reichweite dabei meist bei 15 bis 35 Prozent zum Normwert. Bedenken sollte man allerdings: Bereits im Sommer kommt ein E-Auto meist nicht so weit, wie es im Prospekt steht. Warum? In der Realität ist der Verbrauch praktisch immer höher – das ist bei Verbrennern ebenso.

Elektroautos haben bei tiefen Aussentemperaturen einen Nachteil.

Viva-Mobilitätsexperten

Im Winter profitieren Verbrenner aber davon, dass sie an sich nicht sehr effizient sind: Ein Grossteil des Sprits wird als Verlustwärme «verheizt», sodass die Wärme quasi umsonst ist. Der E-Motor ist effizienter, erzeugt kaum Wärme – und darum braucht es auch eine Elektroheizung, damit es im Wagen warm wird.

Zur Frage, ob du dich im Elektroauto vor Winterstaus fürchten musst: Nein. Auf jeden Fall nicht mehr als in einem Auto mit Verbrennungsmotor. Wir rechnen es dir an einem Beispiel durch: Ein E-Auto nimmt zum Heizen 0,8 bis 2,8 kWh, ein Verbrenner im Leerlauf 0,5 bis 1,5 Liter pro Stunde (jeweils inklusive Nebenverbraucher). Ist der Akku des E-Autos also zum Beispiel 70 kWh gross und halb voll, kannst du im Stau ganz grob über den Daumen gerechnet 13 bis 44 Stunden heizen. Im Verbrenner mit halb vollem 70-Liter-Tank 23 bis 70 Stunden.

Zur Frage, ob du dich im Elektroauto vor Winterstaus fürchten musst: Nein.

Viva-Mobilitätsexperten

Der Unterschied ist also zwar da, aber weit geringer als gemeinhin befürchtet – und deshalb im Alltag nicht wirklich relevant. Übrigens sinkt in den letzten Jahren tendenziell der Verlust an Reichweite bei E-Autos im Winter, weil die Hersteller nun mehr Erfahrung damit haben und die Systeme ausgefeilter werden. Beim Kauf eines Elektroautos solltest du, wenn dir eine hohe Winterreichweite wichtig ist, schauen, ob es als Option eine Wärmepumpe gibt, die den Heizverbrauch vermindern kann.

Unterwegs solltest du bedenken: Viele Kurzstrecken kosten mehr Heizleistung als eine Langstrecke, und das Nutzen der Sitzheizung ist effizienter als das Höherstellen der Heizung insgesamt. Manche E-Autos haben eine Funktion, die nur den Bereich des Fahrersitzes temperiert, wenn man allein unterwegs ist. Dies hilft ebenso wie der «Eco»-Modus in vielen E-Autos, Strom zu sparen. Ganz wichtig: Nie auf Kosten der Sicherheit sparen, freie Scheiben und kein Frieren an Bord sind ein Muss.

Übrigens können alle E-Autos etwas, was es bei Verbrennern nur für viel Geld (als nachgerüstete Standheizung) gibt: E-Autos können, meist appgesteuert, den Innenraum vorheizen. Heizt man vor, während das Auto noch am Ladekabel hängt, erspart man dem Akku das energiefressende erste Aufheizen nach dem Start und hat beim Losfahren mollige Wärme an Bord und die volle Reichweite.

Gute Fahrt!

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