BaselGericht streicht Waisenrente – jetzt redet der Praktikant
Ein junger Basler musste sein Praktikum abbrechen, weil es nicht als Ausbildung anerkannt und ihm die Waisenrente gestrichen wurde. SP-Nationalrätin Sarah Wyss bezweifelt, dass das im Sinne des Gesetzgebers ist.
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«Es ist eine extreme Belastung, wenn man sich während des Unterrichts Sorgen macht, wie man die nächste Rechnung bezahlen soll», sagt er. Dem 23-jährigen Basler wurde kürzlich die Waisenrente gestrichen, weil sein Praktikum nicht als Ausbildung anerkannt wurde. Das Sozialversicherungsgericht Basel-Stadt hatte eine Einsprache des jungen Mannes abgewiesen. Sein Anwalt betitelte das Urteil als «lebensfremd».
20 Minuten konnte nun mit dem Betroffenen sprechen. «Ich musste Sachen verkaufen, um mir Essen leisten zu können», erzählt er. Inzwischen habe er das Praktikum abbrechen müssen. Stattdessen versuche er nun, die nötige Berufserfahrung für die Prüfung für den Eidgenössischen Fachausweis (EFA) anders zusammenzukriegen. Er arbeite mit Mikrofonen bei einem Medium, arbeite in einem Club, helfe einer Band. «Es ist alles viel komplizierter geworden», sagt er kopfschüttelnd.
Steine im Weg statt Freude über Engagement
«Das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders», sagt die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss. Das Gericht selbst will sie nicht angreifen. Im Sinne der Gewaltentrennung beurteile sie Fälle nicht. Aber auf einer menschlichen Ebene hätte sich Wyss mehr Empathie gewünscht. «Statt sich zu freuen, dass er eine Ausbildung macht und Fachkenntnisse erwirbt, werden ihm unnötigerweise solche Steine in den Weg gelegt», sagt sie. Nun wolle sie prüfen, ob und wie die Gesetze und Verordnungen an die Lebensrealität von jungen Berufseinsteigenden angepasst werden könnten.
«Es ist grundsätzlich zumutbar, während einer weiterführenden Ausbildung zu arbeiten oder Stipendien zu beantragen», so Wyss. Bei der Anerkennung der Ausbildung bestehe aber wohl Handlungsbedarf. Ihr sei es wichtig, dass Chancengleichheit bestehe und Verhältnismässigkeit gewahrt werde.
«Natürlich können und wollen nicht alle Eltern einen sechsstelligen Betrag für einen Master of Advanced Studies bezahlen. Das sollte dann auch nicht zwingend über die AHV, sondern wenn dann über das Stipendienwesen laufen», betont Wyss. Bei einem jungen Menschen Anfang 20, bei dem ein Elternteil verstorben ist und die entsprechende Unterstützung bei einer Berufsspezialisierung bisher wegfällt, könnte die AHV künftig unterstützend eingreifen.
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