Schweiz: Nach Homeschooling und Lockdown – Kinder leiden unter Heimweh 

Publiziert

SchweizNach Homeschooling und Lockdown – Kinder leiden unter Heimweh 

Seit der Pandemie haben Kinder und Jugendliche vermehrt Heimweh. Einige wurden deswegen aus dem Schullager nach Hause geschickt.  

1 / 5
«Ich weiss von Lagerleitern und -leiterinnen, dass Kinder und Jugendliche derzeit vermehrt unter Heimweh leiden», sagt Kinder- und Jugendpsychologe Felix Hof.

«Ich weiss von Lagerleitern und -leiterinnen, dass Kinder und Jugendliche derzeit vermehrt unter Heimweh leiden», sagt Kinder- und Jugendpsychologe Felix Hof.

20min/Simon Glauser
Auch bei seiner täglichen Arbeit mit seinen jungen Patienten und Patientinnen stelle er diese Tendenz fest.

Auch bei seiner täglichen Arbeit mit seinen jungen Patienten und Patientinnen stelle er diese Tendenz fest.

20min/Matthias Spicher
«Die Verlustängste beginnen bei vielen Kindern bereits vor der Fahrt ins Lager. Sie bemühen sich darum, gar nicht erst ins Lager zu müssen», sagt Hof.

«Die Verlustängste beginnen bei vielen Kindern bereits vor der Fahrt ins Lager. Sie bemühen sich darum, gar nicht erst ins Lager zu müssen», sagt Hof.

20min/Simon Glauser

Darum gehts

In den letzten Monaten wurden wieder vermehrt Schul- und Sportlager durchgeführt. Nicht zur Freude aller: «Ich weiss von Lagerleitern und -leiterinnen, dass Kinder und Jugendliche derzeit vermehrt unter Heimweh leiden», sagt Kinder- und Jugendpsychologe Felix Hof. Einige seien deswegen nach Hause geschickt worden. Auch bei seiner täglichen Arbeit mit seinen jungen Patienten und Patientinnen stelle er diese Tendenz fest. «Die Verlustängste beginnen bei vielen Kindern bereits vor der Fahrt ins Lager. Sie bemühen sich darum, gar nicht erst ins Lager zu müssen», so Hof.

Auch wenn einzelne Kinder schon früher unter Heimweh gelitten hätten, verzeichne man derzeit eine Häufung der Fälle. «Ich würde das Phänomen als auffällig, aber noch nicht als problematisch bezeichnen», sagt Hof. Die Ursachen dafür sieht der Psychologe unter anderem bei der Pandemie: «Der Lockdown und das Homeschooling hatten einschneidende Folgen beim Sozialverhalten und bei der Sozialkompetenz der Kinder.»

Sie seien in ihrer Entwicklung zurückgeworfen worden und müssten nun wichtige Entwicklungsschritte nachholen. «In der Therapie erzählen mir Kinder, dass sie gar nicht wüssten, wie sie mit ihren Gspänli umgehen können oder sollen», sagt Hof. Viele seien unsicher und fühlen sich im Alltag überfordert. Viele könnten nicht mehr ohne die Eltern sein.

«Unsicherheit bei Kindern und Jugendlichen spürbar»

Dass Kinder mit Heimweh nach Hause geschickt werden, findet Hof nicht gut. Dies bestätige dem Kind nur, dass es von den Eltern nicht getrennt sein könne. Besser sei es, wenn Eltern ihren Kinder persönliche Gegenstände mitgeben. «Das kann ein Foto, eine Tonaufnahme der Stimme der Eltern oder ein Kleidungsstück der Eltern, das es ab und zu anfassen kann, sein», so der Psychologe. Ebenso helfe es, die Lagersituation mit dem Kind zu üben oder wenn die Eltern ihr Kind ab und zu mal in Betreuung geben, damit es sich daran gewöhnen kann.

«Es ist eine Tendenz zu vermehrtem Heimweh erkennbar», sagt auch Daniel Kachel, Präsident Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich. Für viele Kinder und Jugendliche sei es jetzt seit der Pandemie entweder das erste Lager überhaupt oder das erste Lager seit langem, an dem sie teilnehmen können. «Für sie ist es eine aussergewöhnliche Situation. Dabei ist eine Unsicherheit bei Kindern und Jugendlichen spürbar», sagt Kachel.

Hattest du als Kind oft Heimweh?

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung

178 Kommentare