Absatzflaute: Nach Insekten-Hype folgt Produktionseinbruch

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AbsatzflauteNach Insekten-Hype folgt Produktionseinbruch

Seit einem Jahr werden Insekten als Lebensmittel verkauft. Doch nach dem Hype folgt eine Flaute: Ein Anbieter musste die Produktion runterfahren. Bei Coop ist man aber zufrieden.

von
tk
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Der Hype war gross, als Insekten in der Schweiz 2017 als Lebensmittel zugelassen wurden.

Der Hype war gross, als Insekten in der Schweiz 2017 als Lebensmittel zugelassen wurden.

Entomos
Doch der Hype hielt nicht auf dem gleichen Niveau an: Der Insektenzuchtbetrieb Entomos in Grossdietwil musste deshalb seine Produktion auf einen Bruchteil der ursprünglich geplanten jährlichen Menge von 80 Tonnen reduzieren.

Doch der Hype hielt nicht auf dem gleichen Niveau an: Der Insektenzuchtbetrieb Entomos in Grossdietwil musste deshalb seine Produktion auf einen Bruchteil der ursprünglich geplanten jährlichen Menge von 80 Tonnen reduzieren.

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Trotzdem ist man guter Dinge, dass Grillen, Mehlwürmer oder auch zu Chips verarbeitete Insekten (im Bild) künftig immer beliebter werden. Auch bei Coop oder dem Fleischverarbeiter Micarna sieht man viel Marktpotenzial.

Trotzdem ist man guter Dinge, dass Grillen, Mehlwürmer oder auch zu Chips verarbeitete Insekten (im Bild) künftig immer beliebter werden. Auch bei Coop oder dem Fleischverarbeiter Micarna sieht man viel Marktpotenzial.

Entomos

Der Insekten-Hype war riesig: Seit letztem September findet man im Detailhandel Produkte aus Mehlwürmern sowie auch Grillen-Energieriegel. Doch die Krabbeltiere haben es noch nicht so richtig auf unsere Teller geschafft.

Geplante Produktion auf Bruchteil reduziert

Entomos ist die zurzeit einzige Schweizer Firma, die professionell Insekten als Lebensmittel züchtet und importiert. Im Betrieb in Grossdietwil werden vor allem Grillen und Mehlwürmer gezüchtet. Dabei setzt man auf Bio. Doch kurze Zeit, nachdem die ersten Produkte auf den Markt kamen, musste Urs Fanger, Geschäftsführer von Entomos, die Produktionsmenge reduzieren.

«Die Insekten waren ein medialer Hype und wir hatten grosse Erwartungen, doch die Nachfrage nahm bereits nach drei Monaten stark ab, wir mussten die Produktion auf einem Bruchteil reduzieren», sagt Fanger. Geplant waren jährlich 80 Tonnen. Das entspreche einer Menge, die ein Zehntel der Schweizer Bevölkerung mit drei bis fünf Mahlzeiten pro Jahr konsumieren würde. Um wie viel genau die Menge reduziert wurde, wollte Fanger nicht nennen.

Genehmigen Sie sich eine Heuschrecke

Ab Mai dürfen einige Insekten in der Schweiz legal als Lebensmittel verkauft werden. Urs Fanger, Geschäftsführer der Entomos AG in Grossdietwil LU, sieht ein enormes Potenzial. (Video: nk)

20 Minuten besuchte Entomos im vergangenen Jahr. (Video: nk)

«Der Markt besteht, aber er ist noch klein»

Nach wie vor glaubt der Insektenzüchter an den Markt: «Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass sich zukünftig die Nachfrage erhöhen wird. Es braucht einfach noch etwas Zeit.» Fanger vermutet, dass das Konsumieren von Insekten an einen Anlass oder eine Gelegenheit gebunden ist. Er hofft auf das Beste: «Der Markt besteht, aber er ist noch klein».

Beim Detailhändler Coop gibts sechs verschiedene Insektenprodukte. Verkauft werden diese in Supermärkten und via Internet. «Die Nachfrage nach den Insekten-Produkten ist stabil und wir setzen weiterhin auf Insekten. Die Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden sind sehr positiv», sagt Sprecherin Andrea Bergmann. Zahlen will Coop keine nennen, aber man sei überzeugt, dass der Markt Zukunft hat: «Wenn die Nachfrage weiterhin so gross bleibt, prüfen wir, weitere innovative Insektenprodukte in unser Sortiment aufzunehmen.»

Insekten bald günstiger?

Auch Fleischverarbeiter Micarna stellt Insektenprodukte her: «Das Interesse von Kunden und Medien war insbesondere bei der Gesetzesänderung 2017 enorm. Zwischenzeitlich hat sich der Hype auch wieder etwas gelegt», sagt Deborah Rutz von der Medienstelle. Das Interesse der Kunden sei aber nach wie vor da. «Gerade die Option der verarbeiteten Insekten weist viel Potential auf. Diese Verarbeitungsweise nimmt bei vielen Konsumenten die Angst oder den Ekelfaktor», so Rutz.

«Allerdings sind die Hindernisse, solche Produkte breit einführen, nach wie vor relativ hoch. Einerseits finanziell, andererseits sind auch im rechtlichen Bereich noch zahlreiche Themen zu bearbeiten», so Rutz weiter. Man sei grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung, jedoch sei man immer noch in der Testphase – so werden die Produkte mittels Food-Truck-Unternehmen unter die Leute gebracht. Die Rückmeldungen liefen in die Weiterentwicklung der Produkte. «Ob und wann sich solche Produkte für den Handel eignen, ist aktuell noch offen.»

Doch in Zukunft könnten sich die Krabbeltiere vermehrt in unseren täglichen Mahlzeiten einnisten. Anfang Jahr wurde auch in der EU ein Gesetz erlassen, welches Insekten als Lebensmittel bewilligt. Fanger: «Wenn die Insektenproduktion auch ausserhalb der Schweiz Fuss fasst, könnten sie günstiger importiert werden.»

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